Rezension

Ein außergewöhnliches und anspruchsvolles literarisches Werk

Im Licht der Nebensonnen - Bente Seebrandt

Im Licht der Nebensonnen
von Bente Seebrandt

Eine Novelle Theodor Storms umgesetzt in die Gegenwart - ein gelungener Ausflug in die deutsche Literatur

Protagonist und Lehrer David zieht nach der Trennung von seiner langjährigen Freundin von Stuttgart nach Husum. Von Anfang an fühlt er sich sehr wohl in seiner neuen Heimat und der neuen Schule. Gleich am ersten Tag lernt er die Kollegin Louise Brodersen kennen, der Frau des Pastors. Bei der ersten Begegnung ist sie sehr kratzbürstig, aber sehr bald erkennt David die Verletzlichkeit und Liebenswürdigkeit Louises. Sie zieht ihn in ihren Bann und in das Westerbüller Pastorat und lässt ihn einfach nicht mehr los. Ebenso zieht ihn der Dichter Theodor Storm in seinen Bann, der auch in der Gegenwart immer und überall präsent zu sein scheint.

Louise ist verheiratet und hat drei Kinder. Auf den ersten Blick führt sie ein schönes und behütetes Leben, aber auch sie hat ihre Probleme. Sie klammert sich an David, lässt ihn aber nicht näher an sich heran, und irgendwann kommt es zur Katastrophe.

Autorin Bente Seebrandt hat es geschafft, eine Novelle Theodor Storms in die Gegenwart zu versetzen. Der Dichter taucht immer wieder auf und irgendwann erkennt man die Parallelen zu einer seiner Novellen. Ich kenne ihn und seine Werke aus der Schule, aber nie war er mir näher als nach der Lektüre dieses Romans. Ich finde die Umsetzung von Bente Seebrandt wirklich außergewöhnlich und kenne kein ähnliches Werk.

Was anscheinend als Novelle daherkommt, lässt sich tatsächlich nicht in ein Genre pressen. Drama könnte da genauso gut passen wie Liebesroman. Tatsache ist, dass das Leben Louises schonungslos mit mehr Tiefen als Höhen dargestellt wird. Einerseits kam mir Louise und ihre Beziehung zu Davis irgendwie weltfremd vor, gleichzeitig konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Auch wenn die Ereignisse im Buch oft sehr subtil, teilweise aber auch drastisch sind, so finde ich die Beschreibung der Menschen und der Lebensweise im Norden in der Gegenwart und auch die stetigen Hinweise auf das Wirken Theodor Storms sehr authentisch. Beides zusammen bewirkte bei mir eine seltsame Faszination, die von Seite zu Seite mehr zunahm.

Anfangs war ich wirklich skeptisch, denn es hat etwas gedauert, bis ich in die Geschichte eingetaucht bin, doch im Nachhinein muss ich sagen, dass mich das Buch wirklich von Seite zu Seite mehr gefesselt hat und ich es irgendwann einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte an sich und die Art der Erzählung suchen wirklich seinesgleichen, so dass ich gute 4 von 5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung gebe.