Rezension

Ein außergewöhnliches und märchenhaftes Buch!

Das kalte Reich des Silbers - Naomi Novik

Das kalte Reich des Silbers
von Naomi Novik

Bewertet mit 4 Sternen

Als Tochter eines gutherzigen Pfandleihers fordert Mirjem Schulden zurück und bald wird gesagt, dass sie Silber zu Gold verwandeln könne. Diese Nachricht dringt auch ins Land der Staryk, welche magische Eiswesen sind. Der König der Staryk fordert sie auf dieses Können unter Beweis zu stellen und entführt sie in sein Reich. Als Königin soll sie an seiner Seite leben – doch zur gleichen Zeit bricht bei den Menschen der tiefe Winter ein...  

Von Naomi Novik habe ich bereits „Das dunkle Herz des Waldes“ gelesen und war nun auf ihr neues Buch gespannt. Das Cover konnte mich in seinem Bann ziehen. Es wirkt sehr geheimnisvoll und man kann sich schon etwas vorstellen, wie das Reich der Staryk aussehen wird.

Das Buch ist etwas komplex aufgebaut. So wird die Geschichte aus vielen unterschiedlichen Sichten erzählt, dies wird jedoch nicht am Anfang des Kapitels angekündigt, sondern man muss es sich erst beim Lesen erschließen. Dies war am Anfang sehr verwirrend, nach einer Zeit habe ich aber das Muster der Autorin einigermaßen durchblickt. An den Schreibstil muss man sich erst einmal gewöhnen und ich kann mir gut vorstellen, dass er manche auch nicht anspricht. Daher würde ich empfehlen die Leseprobe zu lesen.

Mirjem steht im Fokus der Geschichte. Sie ist eine sehr sympathische Person und nimmt ihr Schicksal in die Hand. So versucht sie sich aus der Armut zu kämpfen und macht sich  somit unter anderem auch Feinde. 
Aber auch andere Personen, welche sich im Umfeld von Mirjem befinden, werden näher beleuchtet. So begleiten wir Wanda, welche die Schulden für ihren Vater bei Mirjem abarbeitet. Sie hat eine starke Charakterentwicklung durchlaufen und ich mochte sie durch ihre Taten sehr gerne. 
Irina ist die Tochter eines Herzogs und somit lernt man diese Welt auch aus einer ganz anderen Sichtweise kennen. Bei ihr konnte ich ihre Handlungen gegen Ende der Geschichte nicht ganz verstehen, trotzdem ist sie jedoch eine sehr starke Frau, genauso wie auch Mirjem und Wanda. 
Die Autorin hat es geschickt geschafft die unterschiedlichen Handlungsstränge zu einem Gesamtkonstrukt zusammenzuspannen. 
Auch aus der Sicht von anderen Persönlichkeiten sehen wir die Geschichte. Beispielsweise lernen wir den Bruder von Wanda oder das Kindermädchen von Irina, Magreta näher kennen. 

Die Welt, welche Naomi Novik erschaffen hat, war meiner Meinung nach einzigartig. Die Menschen haben zwar Angst vor den Staryk, da sie fast schon besessen von Gold sind, sie sind jedoch auch sehr neugierig.  
Das Land der Staryk wird sehr ausschweifend beschrieben. Somit werden manche Orte und Sachen sehr detailgetreu erläutert, manche konnte man sich leider nicht gut vorstellen, da sie nicht erklärt wurden. Das fand ich etwas schade, denn das Setting hat mich sehr interessiert und auch das Wesen der Staryk. Diese Eiswesen scheinen eine ganz andere Kultur zu haben, welche immer wieder angedeutet wird und was ich auch sehr geschätzt habe. 

Die Haupthandlung dreht sich nicht nur um Mirjem, welche Silber in Gold verwandeln kann, wie es im Klappentext steht, sondern es handelt mehr um einen Kampf zwischen zwei Feinden. Darauf werde ich nicht näher eingehen, da ich sonst spoilern würde. Man errät im Laufe der Geschichte, in welche Richtung sich die Handlungen bewegen. 
Da es mehrere Sichten gibt, wurden leider auch sehr nebensächliche Tätigkeiten erzählt, sodass es schon etliche Längen gab. Meiner Meinung nach hätte das Buch um ein paar Seiten gekürzt werden können. 
Eine Liebesgeschichte gibt es auch, welche aber stark im Hintergrund gehalten wurde. Man hat davon fast nichts geahnt - und plötzlich war sie da. Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr auf die Gefühle der Personen eingegangen hätte.
Manche denken, es würde sich um eine Art Märchenadoption von Rumpelstilzchen handeln, und die Gedanken kann ich auch nachvollziehen, jedoch würde ich die Geschichte nicht darauf reduzieren - denn sie ist sehr viel mehr. 

Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, welches durch den Perspektivwechsel und dem Schreibstil sehr verwirrend sein kann. Die Welt der Staryk konnte mich faszinieren, genauso wie auch die drei Charaktere Mirjem. Wanda und Irina. Trotz ein paar Kleinigkeiten kann ich es Fantasy Fans nur empfehlen und es bekommt von mir 4 Sterne.