Rezension

Ein außergewöhnliches und skurriles Lesevergnügen

Familie und andere Trostpreise - Martine McDonagh

Familie und andere Trostpreise
von Martine McDonagh

„Vermutlich fragst Du Dich, was ich für ein Schriftsteller sein will, wenn ich nicht einmal beschreibe, was um mich herum vor sich geht. Was soll ich sagen? Ich stehe unter Schock. Hier sind Hunde, Bäume, Menschen. Lasst mich doch einfach alle in Ruhe.“

(Seite 139)

 

Als Sonny 21 wird, erfährt er, dass er ein Riesenvermögen von seinem Vater geerbt hat, an den er sich kaum erinnern kann. Er macht sich auf den Weg nach England. Von seinem Vormund bekommt er Briefe, Tonbänder seines Vaters und eine Liste mit Namen mit. Namen von Personen, die Sonnys Eltern kannten. Auf der Suche nach den Schauplätzen seines Lieblingsfilmes „Shaun of the dead“ besucht er auch die Personen auf der Liste, hört so einiges über seinen Vater, hofft auf einen Hinweis auf den Verbleib seiner Mutter aber vor allem erfährt er viel über sich selbst und seine Vergangenheit!

 

Was für ein außergewöhnliches Buch!

Da hätten wir mal die Erzählform: Das ganze Buch ist ein gigantisch langer Brief von Sonny an seine Mutter. Er erzählt ihr Schritt für Schritt, was von seinem 21. Geburtstag an passiert ist. Die Details seiner Reise, seine Phobien und Flashbacks, die Gespräche mit den Leuten, die er aufgezeichnet hat.

Die Sprache ist dabei locker, oft spricht er sie direkt an, manchmal merkt man ihm seine Emotionen stark an. Sehr ungewöhnlich und interessant:

Der Protagonist: Sonny ist so etwas wie ein Anti-Protagonist ;). Er hat eine schwere Drogenvergangenheit, einige merkwürdige Phobien, zB kann er keine Umschläge öffnen, das Geräusch, wenn Menschen essen oder sich küssen kaum aushalten. Und eine absolute Fixierung auf den Film „Shaun of the dead“ – was ich verstehen kann, der ist einfach Kult.

Der Roadtrip: Abgesehen von den Film-Schauplätzen werden auch viele andere Orte sehr lebhaft und echt beschrieben. Auch kleine Erlebnisse sind detailliert und interessant. Der Kreis schließt sich erst sehr langsam, manche Dinge bleiben offen und gerade das gibt dem Buch sehr viel.

Auch wenn Sonnys Suche sehr skurril und ungewöhnlich ist, hat die Geschichte neben den schrägen Roadtrip-Momenten auch viele traurige, zum Nachdenken anregende. Wir erfahren erst Mal auch viel über die Kindheit seines Vaters, seinen Werdegang, über Sekten und selbsternannte Gurus.

Das alles macht dieses Buch zu einem wirklich bemerkenswerten und ungewöhnlichen Lesevergnügen!