Ein außergewöhnliches Werk
Bewertet mit 5 Sternen
Ich bin natürlich bei weitem nicht so ein begnadeter Schreiber wie Tore Renberg und diese Rezension wird nicht einmal annähernd an die Großartigkeit dieses Werks herankommen. Das kann auch gar nicht mein Anspruch sein. Trotzdem und auch wenn es mir schwerfällt, meine Begeisterung in Worte zu fassen, will ich versuchen, das Beste aus mir herauszuholen, denn das hat dieses Buch verdient.
Der Autor nimmt sich des wahren Falls der 15jährigen Gutsbesitzertochter Anna Voigt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts an, die des Kindsmordes bezichtigt wurde. Dass es hier um einen realen Fall geht wird auch immer wieder deutlich gemacht, trotzdem handelt es sich nicht um ein Sachbuch oder eine Art Biografie, sondern um einen tollen literarischen Roman.
Da ist zum einen die wunderbare Sprache, sehr ausschweifend, ausschmückend, teilweise blumig (passend auch zu den jeweils gerade beschriebenen Charakteren), aber trotzdem nicht langatmig oder langweilig. Im Gegenteil, ich habe jedes Wort, jeden Satz in mich aufgesaugt und die Lektüre einfach genossen. Der Autor erweckt seine Figuren buchstäblich zum Leben und macht sie so sehr nah- und vorstellbar.
Manche Kapitel sind vielleicht für die eigentliche Geschichte nicht unbedingt notwendig (obwohl diese Beurteilung natürlich eigentlich dem Autor gebührt), auch, was ihre Ausführlichkeit angeht. Doch dadurch werden die damaligen Umstände und Glaubensdinge besonders gut beschrieben und lebendig, insbesondere auch die Doppelmoral vor allem vieler Männer und der geringe bzw. nicht vorhandene Rückhalt für Frauen, die ungewollt schwanger werden.
Normalerweise schreibe ich in Rezensionen nichts über die optische Gestaltung des Buchs, denn darüber kann sich jeder selbst ein Bild machen. Hier wollte ich aber doch kurz erwähnen, wie schön und passend ich das Cover und die ganze Aufmachung finde, inklusive der tollen Illustrationen im Einband.
„Die Lungenschwimmprobe“ war auf jeden Fall ein Highlight für mich und ich kann nur jedem empfehlen, sich auf diese Reise einzulassen.