Rezension

Ein Band der tief in die See eintaucht und so manch Abgründigkeit ans Licht zerrt

Juister Lüge. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

Juister Lüge. Ostfrieslandkrimi
von Sina Jorritsma

Bewertet mit 4 Sternen

Hierbei hat mich vor allem der Titel angesprochen. Denn eine Lüge kann vieles bedeuten und es ist nicht klar ersichtlich, welcher Natur diese ist.
Demzufolge kann sich dies auch in sämtliche Richtungen entwickeln. Meine Neugier darauf war dementsprechend groß.

Der Einstieg selbst fiel mir gleich sehr leicht und es ging auch direkt los.
Doch leichter wurde es deshalb noch lange nicht.
Stattdessen gestaltete es sich viel mysteriöser und verzwickter als ursprünglich angenommen.
Manipulativ, intrigant und voller Neid und Missgunst.
Hier haben mir vor allem die Nebencharaktere wirklich gut gefallen. Diese sind durch und durch authentisch und greifbar.
Insbesondere Max Seiler, der für mich einfach aus der Masse herausgestochen hat.
Man lernt hier noch mehr Menschen kennen und diese haben es definitiv in sich.
Voller Ecken und Kanten, bei denen sich einige als besonders scharf erweisen.
Bloß nicht in die Karten schauen lassen, scheint hier das Motto zu sein.
Keiner ist wie der andere und Geheimnisse scheinen an der Tagesordnung zu sein.
Die beiden Kommissare Antje Fedder und Roland Witte haben es dementsprechend schwer. Doch Antje ist wieder absolut grandios. Roland geht bei dem Ganzen leider etwas unter, was mitunter wirklich schade ist. Ebenso würde es mir wirklich gut gefallen, wenn man auch bei ihrem Privatleben etwas mehr in die Tiefe gehen könnte. Denn diese besondere Verbindung, die sie haben, überträgt sich leider hier nicht völlig. Dafür kann man die Ermittlungen verdammt gut mitverfolgen und seinen eigenen Fährten nachgehen.
Diesmal hatte ich jedoch überhaupt keine Ahnung ,in welche Richtung es sich entwickeln würde.
Ich war immens überrascht und musste auch etwas schmunzeln, als mir der Kern klar wurde. Denn die Idee ist zwar nicht neu, aber besonders auf der psychologischen Ebene enorm gut umgesetzt.
Denn hier kommt sämtliche Niedertracht zum Vorschein. Dabei geht es um soviel. Wie leicht das eigene Leben aus den Fugen geraten kann, wenn man sich zu leicht mitreißen und verführen lässt. Die Folgen sind katastrophal. Für das Umfeld, als auch für die eigene Seele. Die Folgen dessen sind unabsehbar.
Ebenso sind die einzelnen Verbindungen zueinander ziemlich interessant. Bei einigen jedoch hätte man noch mehr in die Tiefe gehen können. Da ich mitunter das Gefühl hatte, es verläuft sich etwas.

Die Taten selbst werden nicht detailliert beschrieben, wodurch es auch für sanfte Gemüter geeignet ist.
Dafür punktet Sina Jorritsma mit kriminalistischen Spürsinn und gut platzierten Wendungen, die alles in einem völlig anderem Blickwinkel erscheinen lassen.
Dadurch ergab sich die ein oder andere Überraschung. Der ursprüngliche Mordfall blieb bis zum Schluss im Dunkeln, so das man völlig überrascht von der Auflösung war. Was ich einfach fantastisch fand.

Für mich ein richtig guter Teil, emotional und auch von der Tiefgründigkeit hier, hatte er aber noch die ein oder andere Schwäche.
Ich bin schon gespannt, was im nächsten Band auf Antje und Roland wartet. Bitte auch wieder mehr Tjark. Denn er ist mit das Herz dieser Reihe.

Fazit:
"Juister Lüge” ist verzwickt, mysteriös und intrigant.
Ein Band der tief in die See eintaucht und so manch Abgründigkeit ans Licht zerrt.
Antje und Roland haben ordentlich zu kämpfen, bis sich der Nebel lichtet.