Rezension

Ein bemerkenswertes Buch, das jeder von uns gelesen haben sollte

Depression abzugeben - Uwe Hauck

Depression abzugeben
von Uwe Hauck

Und wieder stelle ich Euch ein Buch vor, in dem es um Depressionen geht. Ich hoffe, ich langweile Euch nicht schon. All diejenigen, die vielleicht selbst betroffen oder Angehörige eines Erkrankten sind, aber auch vielleicht aufgrund ihres Jobs mit depressiven Menschen zu tun haben, werden es kennen - die Suche nach der besonderen Lektüre. Es soll ein Buch sein, in dem man sich selbst oder den depressiven Menschen, mit dem man es zu tun hat, wiederfindet. Bestenfalls eine Geschichte eines Betroffenen, denn wer sonst kann schonungsloser und realistischer von einer Erkrankung berichten, als der, der mit ihr zu tun hat, die sich flüssig liest und noch dazu unterhaltsam ist. Diese Punkte unter einen Hut zu bekommen ist mehr als schwer, wenn nicht gar unmöglich. Aber aufgepasst, hier kommt das Werk von Uwe Hauck, Autor und selbst von Depressionen betroffen, das das Zeug zu einem Standardwerk für alle Ärzte, Psychologen, Angehörigen und Betroffenen hat.

Eigentlich ist Uwe Hauck einer von vielen so möchte man anfangs meinen. Er ist erfolgreich im Job und nennt eine liebevolle Familie sein Eigen. Ein beruflicher Vorfall stellt jedoch scheinbar sein ganzes Leben auf den Kopf und unterscheidet ihn dann doch von der Vielzahl glücklicher Menschen, denn Hauck unternimmt einen Selbstmordversuch. Da dieser missglückt, findet er sich dort wieder, wo wohl keiner freiwillig von uns landen möchte, nämlich in der Psychiatrie oder kurz und knapp gesagt - in der Klapse.

So begleiten wir Hauck auf sämtliche Stationen, auf denen er sich wiederfindet - Geschlossene, Offene, Psychosomatik und Tagesklinik. Der Autor lernt all das kennen, was die psychiatrische Versorgung so zu bieten. Wir lernen Regeln und Strukturen im Psychiatriealltag kennen, die, wenn man sie nicht schon einmal selbst erfahren durfte, kaum zu glauben sind und die das Psychiatriewesen schon etwas merkwürdig dastehen lassen und hinterfragt werden sollten, aber Hauck ist sich nicht zu fein und klärt eindrucksvoll und mit einer gehörigen Portion Humor, ohne die man das Erlebte gar nicht verarbeiten kann, auf, woran es hakt.

Der Autor schafft es, die Klapse von allen Seiten zu beleuchten.  Verschiedenste Therapieansätze, medikamentöse Behandlungen, all das gilt es zu überstehen, um nach und nach zu erfassen, dass eine echte Depression nicht zu heilen ist. Es gilt, zu erlernen, mit ihr zu leben. Dass dazu vorallem Gesprächstherapien nach dem Krankenhausaufenthalt von Nöten sind, um zu begreifen, wann die eigene Depression auf guten Nährboden gestoßen ist, ist besonders wichtig. Denn, wer nicht begreift, wodurch seine Depression wirklich ausgelöst wurde, der wird sich nie richtig aus den Fängen dieser furchtbaren Erkrankung befreien können und lernen, mit ihr zu leben.

Besonders lesenswert sind die Passagen, in denen Hauck sich mit seinen Leidensgenossen und Mitpatienten beschäftigt. Selbstverständlich trifft Hauck auf die unterschiedlichsten Krankheitsbilder und so kann die eine oder andere Erkrankung einen Menschen derart außer Kontrolle bringen, dass im ersten Moment Vorsicht geboten ist, aber bei genauerer Betrachtung die wahren Verrückten doch eher unter uns weilen.

Sollte ich eine Top 10 Liste erstellen müssen, auf der ich alle die von mir gelesenen Bücher mit der Thematik Psychiatrie auflisten, dann landet Uwe Hauck mit weitem Vorsprung auf dem ersten Platz. Dieses Buch unterhält, informiert, räumt mit Vorurteilen auf und rückt eine Erkrankung in den Vordergrund, die so viele Facetten hat und man den Betroffenen dennoch selten ansieht, dass sie wirklich sehr, sehr krank sind, zum Leidwesen vieler Patienten.