Rezension

Ein bemerkenswertes Buch (nicht nur!) über die RAF

Mit Blick auf See - Odile Kennel

Mit Blick auf See
von Odile Kennel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Über das Erinnern, das Verdrängen, das Sich-Etwas-Einreden, das Schaffen von "Nebenkriegsschauplätzen" - in mehreren Handlungssträngen, vor einem interessanten historischen Hintergrund und mit der Vermittlung verschiedenster Denkanstöße

Dieses Buch hat mich immer wieder überrascht, manchmal auch irritiert, gelegentlich zum Innehalten und/oder Zurückblättern veranlasst, am Ende "umgehauen" - und es wird mich bestimmt noch eine Weile beschäftigen: Béatrice, Mutter einer erwachsenen Tochter, kaufte sich spontan ein altes abgelegenes Haus auf einem Seegrundstück in ländlicher Gegend. Jetzt ist sie abwechselnd mit dem Einrichten und der Arbeit an einem Buch beschäftigt, dessen Abgabetermin eigentlich bereits überschritten ist. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Zeit des sogenannten "Deutschen Herbstes", der "Roten Armee Fraktion". In den darin vorkommenden Interviews mit Zeitzeugen unterschiedlichen, damals meist jugendlichen Alters wird, soweit ich das beurteilen kann, die Atmosphäre gut wiedergegeben. Ich war damals Schülerin und fand mich vor allem in den Schilderungen, die sich mit dem Betrachten der Fahndungsplakate befassten, wieder. Mindestens ebenso fesselnd war jedoch das Beobachten von Béatrices eigenen Aufarbeitungsversuchen.

Kein einfaches, aber trotzdem in vielfacher Hinsicht empfehlenswertes Buch!