Rezension

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Ein berührender Roman um den Zauber von "Dreaming of a White Christmas"

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht - Michelle Marly

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht
von Michelle Marly

Bewertet mit 5 Sternen

"Happy Holiday"
Das Buch beginnt im Dezember 1900. An einer Ecke in New York Manhattan steht der zwölfjährige Israel "Izzy" und verkauft Zeitungen. Sehnsüchtig schaut er zu den Clubs und Restaurants, wo er nicht hinein darf. Nur zu gern würde er später einmal dort als singender Kellner sein. Das hatte er festgestellt, wenn er die jeweiligen Schlagzeilen musikalisch anpreiste, verkauften sich die Zeitungen besser.
"There's No Business Like Show Business"
Beverly Hills zur Weihnachtszeit im Jahr 1937. Israel "Izzy" Baline, nunmehr Irving Berlin, inzwischen ein erfolgreicher Komponist. Viel lieber würde er daheim bei der Familie sein, aber beruflich ist seine Anwesenheit erforderlich. Das Beverly Hills Hotel ist seine Zuflucht. Seinem langjährigen Freund Joseph Schenck erzählt er von einer schwebenden Idee, wozu ihm allerdings noch ein passendes Weihnachtslied fehlt.
Weihnachten ohne seine Familie, nicht nur das drückt auf seine Stimmung. Es ist auch die Erinnerung an ein Weihnachtsfest vor dreizehn Jahren, das einen tiefen Schnitt in das Leben des Komponisten, sondern auch in das gesamte Leben der Familie. Aber es fehlt ihm auch die weiße Weihnacht hier im sonnigen Hollywood.

"Dreaming of a White Christmas", dieses Lied hatte sich die gesamte Lesezeit in meinem Kopf eingenistet und nicht los gelassen. ☺ Natürlich kannte ich das Lied, aber nicht viel von dem Komponisten selbst. Insofern hat mich der Roman gereizt zu lesen.
In Zeitabschnitten, wobei jedem Kapitel als Überschrift Songs von Irving Berlin voran stehen, erzählt die Autorin die Geschichte zu der Entstehung des weltbekannten Weihnachtslieds. Denn hiermit ist die Lebens-/Liebesgeschichte der beiden Protagonisten Irving Berlin und Ellin Mackay verbunden. Von ihrem ersten Kennenlernen, den unterschiedlichen Stand in der Gesellschaft, der verschiedenen Religionszugehörigkeit - Irving war Jude, Ellin katholisch, bis hin zu ihrer wahren Liebe.
Die Autorin hat beide Protagonisten sehr lebendig und sympathisch beschrieben, so dass wirklich ein Bild vor Augen entsteht.
Ellin, einerseits eine gehorsame Tochter, die aufgestellten Regeln der Gesellschaft einzuhalten, und dann wiederum sie selbst zu sein. Auf einer längeren Auslandsreise, in Begleitung ihrer Gouvernante, macht sie auch Halt in Jerusalem, damals Britisch-Palästina.
Zitat S. 112
"Ellin fiel auf, wie wenig sie über Irvings Religion eigentlich wusste. Ihr war ja nicht einmal klar gewesen, dass sie und Josephine nicht überall an die Klagemauer gehen durften, das größte Heiligtum der Juden."
Hier spürt sie den kulturellen Unterschied zu ihrem verwöhnten, von Luxus umgebenen Leben in New York.
Zitat S. 119
"Es konnte nichts Böses darin liegen, Irving zu lieben. Und von ihm geliebt zu werden - weder Schmach noch Lästerung. ..... Hier in dieser Höhle, an diesem Platz, spürte sie ganz deutlich, dass es ein Happy End für sie und Irving geben würde. Egal, wie.

Eine wunderbare Idee von Michelle Marly, den Hintergrund zur Entstehung des Liedes lebendig werden zu lassen. Der Roman wird getragen durch die Rückblenden, aber auch durch den Sprachschatz, den gewählten Worte der Autorin. Denn es ist das Leben von Irving und Ellin, derer beider Gefühle, ihre Liebe, ihre Lebensgeschichte, die sich in dieser Komposition wieder finden. Musik ist Irvings Leben, doch für die Liebe war immer Platz. Jahre nachdem Irving Berlin "Dreaming of a White Christmas" geschrieben hat, wird es weltbekannt werden. Ein großes Kompliment an die Autorin für diese wahrlich tiefe und berührende Geschichte.
Auch wenn ich den nachfolgenden Satz schon einmal in einer Rezension geschrieben habe, ich wiederhole ihn hier gern, denn er passt so wunderbar:
Das Buch ist wie eine Mozartkugel, die man langsam genießen muss!
Probiert es aus - für mich ist es ein weiteres Lesehighlight in diesem Jahr und somit gebe ich meine absolute Kauf-/Leseempfehlung!
Jedes Buch ist eine eigene Persönlichkeit.
Dieses Buch ist ein Glücksmoment, den man festhalten muss. So spricht nichts dagegen, es jedes Jahr nicht nur zur Winter-/Weihnachtszeit neu zu lesen, denn in großen Teilen spielt es ebenso in den drei anderen Jahreszeiten.