Rezension

Ein berührendes Buch, das einen unter Tränen lachen lässt

Das Schicksal ist ein mieser Verräter - John Green

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
von John Green

Wow. Ich bin absolut geflashed von diesem Buch. Ich muss ehrlich sagen – ich hätte das, was ich gerade gelesen habe, so nicht erwartet, auch wenn die tausenden von Rezensionen natürlich bereits zur Genüge dargestellt haben, dass dieses Buch großartig ist. Dennoch war ich skeptisch, ob mir der Roman mit den gerade mal knapp 300 Seiten nicht zu flach, zu mitleidserheischend bleiben würde. Aber Pustekuchen.

Hazel hat Krebs. Und Augustus hatte mal Krebs und hat in Folge dessen nur noch ein Bein. Die beiden lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und verlieben sich schnell ineinander. Doch beide sind tickende Zeitbomben, die nicht wie normale Teenager ihrem Leben entgegenblicken können, sondern die jederzeit damit rechnen müssen, dass es vorbei ist.

Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht sagen, denn sonst würde ich wohl zu viel vorwegnehmen.

Hazel und Gus sind absolut liebenswürdige Charaktere. Die Krankheit hat sie abgehärtet, sie bemühen sich aber trotzdem, vieles im Leben mit Humor zu nehmen. Ein Satz, der viel von der Intention des Buches erklärt ist folgender: „Nichts von alldem ist leicht für uns, aber man muss den Humor mitnehmen, wenn es welchen gibt.“ Dieser Satz hat mich wirklich tief berührt, weil so viel Wahres in ihm steckt, aber trotzdem muss es unvorstellbar schwierig für die betroffenen Kinder und ihre Eltern sein, noch Humor zuzulassen.

Hazel und Gus auf jeden Fall haben davon mehr als genug. Teilweise bleibt einen bei ihren Sprüchen wirklich das Lachen im Halse stecken und der moralische Deutsche im Kopf fragt sofort: „Darf man das? Darf man das wirklich so sagen?“ Und im nächstem Moment denkt man sich: Ja klar, darf man das.

Teilweise habe ich also wirklich herzlich gelacht, an anderen Stellen habe ich geweint, geschluchzt oder das Buch einfach zu Seite gelegt, weil ich nicht wollte, dass es endet und ich die Geschehnisse einfach so weiter verfolgen muss, ohne eingreifen zu können.

Trotzdem würde ich sagen, dass „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kein trauriges Buch ist. Zumindest nicht, wenn man das Buch als Ganzes beschreiben will. Manche Szenen sind natürlich traurig, aber eigentlich kann man das Buch nicht als „traurig“ beschrieben. „Ehrlich“ trifft es da vielleicht schon eher. Und es ist nie lebensverneinend. Es ist immer optimistisch, mit einer unvorstellbaren, grenzenlosen Akzeptanz für das Schicksal und den Lebensweg eines jeden Einzelnen.

Schade fand ich nur, dass auf den letzten 100 Seiten Gus mehr und mehr zur Hauptperson wird und von Hazel kaum noch etwas erzählt wird. Zumindest ihr gesundheitlicher Zustand wird hier beinahe ausgeklammert – an der Stelle hätte das Buch noch locker 50 Seiten mehr vertragen können.

(Randbemerkung: Ich glaube, ich habe noch nie über ein Buch gedacht, dass es zu kurz war, dass die Handlung / die Geschichte zu kurz erzählt wurde. Sonst denke ich immer, dass man gut und gerne 50 Seiten hätte streichen können.)

Aber das verdeutlicht für mich auch die Uneitelkeit des Autors. Die schonungslose Ehrlichkeit, dass das Leben eben manchmal einfach vorbei sein kann, auch wenn wir gerne hätten, dass wir noch 50 Seiten mehr von unserem Lebens- Drehbuch gehabt hätten.

Das ist ein durch und durch lesenswertes Buch. Schließen möchte ich die Rezension mit einem Urteil, das nicht von mir stammt, sondern von Werner Bartens von der Süddeutschen Zeitung, aber ich denke, dem ist nichts mehr hinzuzufügen:

„Wer hier nicht weint und nicht lacht, fühlt wohl schon lange nichts mehr… Das ist kein Jugendbuch, sondern Literatur für alle – anmutig, komisch, kostbar.“