Rezension

Ein beschwertes Schicksal

Die wir liebten - Willi Achten

Die wir liebten
von Willi Achten

Edgar und sein größerer Bruder Roman leben in den Siebzigern mit ihren Eltern ein relativ normales und harmonisches Familienleben. Bei einem Dorffest wirft der Vater aber ein Auge auf die ansässige Tierärztin, was das zukünftige Leben der Vier nachträglich verändern soll. Die ehemalige Gemeinschaft fällt immer mehr auseinander und die Mutter verfällt in eine Depression, die eine Vernachlässigung der Kinder nach sich zieht. Edgar und Roman sind immer mehr sich selbst überlassen und so ist es nicht verwunderlich, dass kurze Zeit später das Jugendamt auf die auseinanderbrechende Familie aufmerksam wird. Den beiden Brüdern droht ein Heimaufenthalt...

Der erfolgreiche und langjährige Autor Willi Achten konnte bereits mehrere Literaturpreise erlangen, so dass ich mit hohen Erwartungen in sein neues Buch "Die wir liebten" gestartet bin. Er erzählt die Geschichte in einem bild-reichen und teilweise schon poetischen Schreibstil, der mir sehr gut gefallen hat. Das Schicksal der beiden Brüder Edgar und Roman wird darin von Beginn an aufgearbeitet und endet im letzten drittel des Buches in dem im Klappentext angekündigten Erziehungsheim. Die Hinführung zur eigent-lichen Thematik fällt damit aus meiner Sicht deutlich zu langatmig aus, was zwischendurch mein Durchhaltevermögen mehr als in Anspruch genommen hat. Ich bin aber froh, dass ich durchgehalten habe, denn das letzte Drittel wertet das Buch wieder deutlich auf. Gerade der historische Hintergrund des Heims und der agierenden Personen, die noch von den Geschehnissen der dunklen Stunde Deutschlands geprägt sind, verleihen dem Buch einen prägenden Stempel, der den Leser nachdenklich zurück-lässt und die Geschichte aus der Belanglosigkeit hervorhebt.

Insgesamt ist der Roman "Die wir liebten" von Willi Achten ein aus meiner Sicht lesenswerter Roman, der allerdings Längen aufweist und in erster Linie von der blumigen Sprache des Autors lebt. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit vier von fünf Sternen.