Rezension

Ein besonderer Roman

Stoner - John Williams

Stoner
von John Williams

Bewertet mit 5 Sternen

John Williams erzählt in „Stoner“ die Lebensgeschichte des namengebenden Protagonisten. Der als Farmersohn geborene William geht zunächst zur Universität, um Agrarwissenschaften zu studieren. Bei einem Pflichtseminar in englischer Literatur entdeckt er aber seine Liebe zur Literatur und wendet sich von seiner ursprünglichen Fachrichtung ab. Der Leser begleitet ihn durch alle Höhen und Tiefen, liebt und leidet mit ihm.

„Stoner“ ist einer der besten Romane, die ich in den letzten Wochen und Monaten gelesen habe. Sehr ruhig erzählt der Autor vom Leben, Lieben und Sterben des William Stoner, parallel dazu flicht er, gut zur die Handlung passend, die die erste Hälfte des 20 Jahrhunderts bestimmenden historischen Ereignisse ein. Dadurch erhält der Roman einen sehr guten zeitgeschichtlichen Bezug.

Die Personen, denen man im Roman begegnet sind alle nicht die unbedingten Sympathieträger. Ihre Charaktere sind streitbar, sie haben viele Ecken und Kanten, an den der Leser sich reiben kann. Ihre Handlungen oder auch Reaktionen sind nicht immer nachvollziehbar, manchmal sogar völlig unerwartet. Kurz, sie sind menschlich.

Spannung ist es nicht, das mich als Leser den Roman nicht aus der Hand legen ließ. Diese kam nur stellenweise auf, fehlte mir aber auch nicht. Dafür begeisterte mich jedoch die Erzählstärke des Autors. Ruhig, sensibel und sprachlich einfach nur schön wird dieser nachdenklich stimmende Roman um einen eher unscheinbaren Protagonisten erzählt. Er ist von der ersten Seite an eine wunderbare Liebeserklärung an die Literatur.

Der Protagonist William Stoner hat in seinem Leben weder im Kreis seiner Familie noch in seinem Arbeitsleben tiefe Spuren hinterlassen. Er ist ein Gescheiteter.

Ganz am Ende des Buches und von Stoners Leben, sozusagen als Höhepunkt, fand ich dann wohl eine der eindrucksvollsten und schönsten Sterbeszenen, die mir als Leser bisher begegnete. Sie hat mich unwahrscheinlich berührt. Letzten Endes war sie ein Spiegelbild seines Lebens, er ist so gestorben, wie er auch gelebt hat.

John Willians' „Stoner“ hat sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt und wird seinen wohlverdienten Platz im Regal meiner Lieblingsbücher beziehen. Es freut mich sehr, dass dieser Roman doch nicht ganz vergessen wurde.