Rezension

Ein besonderes, aber nicht einfaches Buch

Melmoth - Sarah Perry

Melmoth
von Sarah Perry

Ein düsteres Buch, basierend auf einer noch düsteren Legende mit viel Stoff zum Nachdenken.

Melmoth – auf ewig verdammt über die Erde zu wandern und die schlimmsten Taten der Menschen mit Anzusehen. Die Legende von Melmoth lebt und bekommt immer neue Nahrung.

Ist sie Wahrheit oder Märchen? Helen Franklin wird in Prag mit der Legende von Melmoth konfrontiert. Sie beginnt ihre eigenen Nachforschungen anzustellen und wird sich immer mehr einer dunklen Präsenz in ihrem Alltag bewusst.

Dieses Buch hat mich unglaublich fasziniert und noch eine Woche nach Beenden des Buches grüble ich immer wieder über den Inhalt und das Gelesene nach.

Es fällt mir nicht leicht, eine Rezension zu "Melmoth" zu schreiben, zum Einen, da ich nichts spoilern möchte, aber auch, da dieses Buch so ganz anders ist als alles, was ich bisher gelesen habe.

Um einmal meinen Leseeindruck mit einigen Adjektiven zusammenzufassen, das Buch ist: besonders, vielschichtig, rätselhaft, tiefgründig, verwirrend, faszinierend, nachdenklich stimmend.

Bei "Melmoth" handelt es sich für mich definitiv um anspruchsvolle Literatur. Zum Einen trägt dazu der sehr besondere Schreibstil bei, aber auch der Aufbau der Erzählung. Es gibt eine Rahmenhandlung in der Gegenwart und in diese Geschichte werden wieder viele kleine Erzählungen und Berichte geschickt eingebunden. Was zu Beginn unzusammenhängend und verwirrend wirkt, ergibt am Ende den tiefen Sinn des Buches.

Die Sprache ist einzigartig. Der poetische, fast lyrische Schreibstil macht das Buch zu einem literarischen Genuss. Aber man muss sich da auch erst einmal dran gewöhnen. Die Autorin benutzt viel Metaphern oder Bilder, die indirekt Hinweise geben oder bestimmte Situationen beschreiben. Das Verständnis beim Lesen wird dadurch teilweise erschwert und man muss schon sehr genau lesen. Das Buch braucht eine ruhige Umgebung.

Der Klapptext war für mich ein wenig irreführend und hatte mir eine andere Idee vom Buchinhalt gegeben. So musste ich mich zunächst auf die neue Situation einstellen. Das einmal geschehen, habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Allerdings ist es auch kaum möglich, den Leser mit einer kurzen Inhaltsangabe auf das Buch vorzubereiten ohne den eigentlichen Inhalt vorweg zu nehmen.

Es ist ein düsteres Buch. Da Melmoth Zeugin vieler von uns Menschen begangenen Verbrechen ist, werden auch uns Lesern viele grausame Dinge präsentiert. Sarah Perry kreiert eine dunkle, etwas gruselige Stimmung. Melmoth ist allgegenwärtig, im ganzen Buch. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, die Angst der handelnden Personen vor Melmoth wird sehr gut rübergebracht und überträgt sich teilweise auch auf den Leser.

Es ist lange her, dass ich mich von einem Buch so direkt angesprochen gefühlt habe. Auch die Schreibweise trägt dazu bei, denn wir Leser werden im Laufe des Textes immer wieder direkt angesprochen und sozusagen gedanklich zum Handeln aufgefordert. Das wird am Ende dann auch noch einmal besonders wichtig und ohne zu verraten warum, aber die letzen beiden Seiten des Buches sind noch einmal ein Knaller.

Ich möchte keinen der Charaktere besonders hervorheben oder näher auf seine Eigenschaften eingehen, da jeder Charakter und seine Besonderheiten ein wichtiger Puzzlestein der Geschichte sind. Doch allgemein fand ich alle Personen in diesem Buch sehr interessant dargestellt. Wirklich sympathische Menschen gab es nicht, sondern jeder war auf seine Weise speziell, doch damit passen sie perfekt zu dieser düsteren Geschichte.

"Melmoth" vermittelt eine ganz wichtige Botschaft, die jeder Leser am Ende für sich selbst interpretieren kann und auch für sich selbst beherzigen kann. Hier liegt für mich ein sehr großer Wert dieses Buches, denn es regt zum Nachdenken an.

Für mich hat "Melmoth" eine Moral, so wie sie am Ende einer Fabel dem Leser ersichtlich wird. Und manchmal hat mich das Buch auch an das Erzählen von Fabeln oder Gleichnissen erinnert, um uns, die Leser, auf etwas ganz Bestimmtes aufmerksam zu machen.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch es nicht ganz leicht haben wird, da es nicht einfach zu lesen ist. Aber für mich lohnt es sich auf jeden Fall "Melmoth" zu lesen.