Rezension

Ein besonderes Buch mit einer besonderen Protagonistin

Ein kleines Wunder würde reichen - Penny Joelson

Ein kleines Wunder würde reichen
von Penny Joelson

Bewertet mit 5 Sternen

Jemma ist vollständig gelähmt, kann nicht sprechen und wächst in einer Pflegefamilie auf. Wohl behütet erlebt sie den Alltag gemeinsam mit ihren Pflegegeschwistern Finn und dem Wildfang Olivia. Jemmas einzige Vertrauten sind ihre Eltern und ihre Pflegerin. Jemma ist klug und man vertraut ihr gerne Geheimnisse an.  Auch ein Mörder denkt sich, man könne Jemma vertrauen. Sie kann ja eh nichts verraten. Doch Jemma kann und will mit diesem Geheimnis nicht leben. Sie versucht alles, den Täter überführen zu können. Und als alle Hoffnung umsonst zu sein scheint, findet das Mädchen den Mut, zu zeigen was in ihr steckt.

Ich mag Geschichten über besondere Menschen und Jemma ist eine dieser Menschen, die man nur gern haben kann. Aufgrund einer Zerebralparese ist das Mädchen vollständig gelähmt. Sie kann keine Bewegung ihres Körpers kontrollieren. Somit sind auch die verschiedensten Kommunikationsformen bei ihr nutzlos. Diese Sicht, Jemmas Sicht, war sehr authentisch und bewegend. Ich arbeite in der Behindertenpflege und viele dieser Menschen können sich nicht äußern. Daher fand ich es interessant, eine Geschichte aus der Sicht einer körperlich Behinderten zu lesen.

Penny Joelson hat mit Jemma ein wundervolles, starkes und beeindruckendes Mädchen geschaffen. Jemmas Mut und Willen endlich kommunizieren zu können, war auf jeder Seite spürbar. Natürlich habe ich beim Lesen selbst überlegt, wie man Jemma das Sprechen "beibringen" könnte. Ich musste sogar kurzzeitig an den verstorbenen Stephen Hawking denken, der ja selbst einen Weg fand, mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren.

Dieses Buch jedenfalls ist eine spannende Lektüre. Gemeinsam mit Jemma fieberte ich förmlich mit und wollte unbedingt erfahren, ob sie es schafft ihr "Geheimnis" loszuwerden. Ich war aber auch berührt von der Freundschaft zu ihrer Pflegerin Sarah oder das Zusammentreffen mit ihrer Zwillingsschwester. Am Ende gibt einige Wendungen, die zu Herzen gehen.

Die Autorin bietet einen realistischen Blick in den Alltag eines Menschen mit Zerebralparese. Der tägliche pflegerische Aufwand und die Schwierigkeite des täglichen Lebens wurden lebensecht dargestellt. Meiner Meinung nach ist dieses Buch die perfekte Lektüre, um über den Umgang mit behinderten Menschen nachzudenken. Nur weil jemand körperlich (stark) eingeschränkt ist, heißt das nicht gleich, dass auch sein geistiges Niveau dementsprechend gering ist. Jeder Mensch sollte mit Achtung behandelt werden. Jemma steht stellvertretend dafür, dass jeder Mensch, egal welche Einschränkungen er besitzt, es schaffen kann, seine Ziele zu erreichen.

Für mich ist dieses Buch ein kleines Jahreshighlight, da es zeigt, dass mit Stärke und Willen enorm viel erreicht werden kann. Es beinhaltet eine bewundernswerte Protagonisten, eine spannende Geschichte und viel Herz. Ich kann euch also diesen Roman nur weiterempfehlen.