Rezension

Ein besonderes Leseerlebnis

Nichts weniger als ein Wunder - Markus Zusak

Nichts weniger als ein Wunder
von Markus Zusak

Es ist sicher keine leichte Kost, die uns Markus Zusak hier in mehr als sechshundert Seiten vorsetzt. Eine Geschichte, die sich sprunghaft  -  mal rückblickend, mal gegenwartsbezogen  -  auf ihr Ziel zubewegt: die Erklärung dessen, was der Autor als „Nichts weniger als ein Wunder“ betitelt.

Matthew, der älteste der fünf Dunbar-Brüder, rollt die komplette Geschichte der „Bruchbude von einer Familie“ auf und lässt dabei dem stillen Clay, dem Zweitjüngsten, eine Hauptrolle zukommen. Geprägt vom frühen Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden des Vaters bemühen sich die Brüder, allein zurechtzukommen. Ganz authentisch und nachvollziehbar beschreibt Zusak, wie die Jungen ihre Trauer mit einem rauhen Umgangston überspielen und ihre Gefühle in Wettkämpfen und Prügeleien ausdrücken. Die griechischen Klassiker, die sie schon als Kinder geliebt haben, halten die Brüder zusammen, Ilias und Odyssee sind auch passende Namengeber für die Haustiere der fünf. Den wichtigsten Platz nimmt hier Achilles, das Maultier, ein. Als eines Tages der Vater der Söhne, stets als „der Mörder“ bezeichnet, wieder auftaucht, beschließt Clay, ihm zu folgen und mit ihm gemeinsam ein Projekt durchzuführen: eine Brücke.

Empathisch, aber keineswegs sentimental lässt Zusak wechselweise Ereignisse der Vergangenheit und die Situationen der Gegenwart lebendig werden, so dass nach und nach deutlich wird, wie untrennbar beide miteinander verflochten sind. Er bedient sich einer nüchternen, klaren Sprache, jongliert mit den Worten, setzt sie neu zusammen. Diese ungewöhnlichen Wortkombinationen lassen im Kopf des Lesers fantasievolle Bilder entstehen. Ein Leseerlebnis der besonderen Sorte.