Rezension

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Ein bewegendes Stück deutsch-deutscher Geschichte

Was uns erinnern lässt - Kati Naumann

Was uns erinnern lässt
von Kati Naumann

Bewertet mit 5 Sternen

~~Das Hotel Waldeshöh, idyllisch gelegen am Rennsteig mitten im Thüringer Wald, befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Dressel. Um diesen Ort ranken sich die zwei Handlungsstränge des Romans, die in der Vergangenheit sowie der Gegenwart spielen.
Milla, alleinerziehende Mutter ohne familiäre Bindungen, liebt ihr Hobby: das Ausspüren von sogenannten „lost places“ , über die sie in ihrem blog berichten will. Beim Streifen durch den Thüringer Wald entdeckt sie eher zufällig die Falltür zu einem Keller, in dem die Zeit scheinbar eingefroren worden ist.  Dabei fällt ihr auch ein Tagebuch eines Mädchens mit Namen Christine Dressel  in die Hände. Es muss ein einschneidendes Erlebnis vorgefallen sein, dass Millas Neugier weckt.
Sie sucht und findet  Christine Dressel,  begibt sich mit ihr auf Spurensuche und deckt auch ein lange gut gehütetes Familiengeheimnis auf. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Gegenwartspart, der mir bis dahin zeitweise etwas langatmig vorkam, spannend zu werden.  Durch  Christines Erinnerungen kann man leicht an der Familiengeschichte teilhaben, da sie realistisch beschrieben und dadurch leicht nachvollziehbar sind.
In den Rückblenden erfährt man zunächst viel über das Leben im Hotel Waldeshöh ab 1945 und lernt dabei auch Hildes Großmutter Johanna kennen, die über die Kriegszeiten bis hin zur Teilung Deutschlands und Einrichtung der Sperrzone immer die Fäden in der Hand hatte und nie die Hoffnung aufgab, dass der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden würde.
 Christines Kindheit und Jugend in den 60-er und 70-er Jahren ist so lebendig beschrieben, dass man sie fast miterleben kann. Vieles, was einem heute merkwürdig vorkommt, war für sie Alltag: das Leben in der Sperrzone war mitunter sehr einsam, für Christine und ihre Geschwister war es aber Heimat und der Ort für viele Erinnerungen.  Umso härter hat die Familie dann die Zwangsumsiedlung getroffen.
Kati Naumann hat hier ein Stück deutscher Geschichte sehr detailliert und einfühlsam wiedergegeben. Ich habe doch einige neue Informationen zu Zwangsumsiedlungen und dem Leben in Sperrgebieten erfahren. Das vorangestellte Interview zeigt gleich zu Beginn, warum die Autorin so viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hat.
Milla und Christine, diese 2 starken, aber so unterschiedlichen Frauen, habe ich  sehr gerne auf ihrer Reise in die Vergangenheit begleitet und miterlebt, wie beide ihr Seelenheil finden, jede auf ihre ganz eigene Weise, aber doch zusammen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung  und *****