Rezension

Ein bewegendes Stück deutscher Geschichte

Vaterland, wo bist du? - Annette Oppenlander

Vaterland, wo bist du?
von Annette Oppenlander

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman beginnt im Mai 1940. Unabhängig von einander werden die Lebensläufe der siebenjährigen Lilly und des elfjährigen Günter erzählt. Beide leben in Solingen. Beider Väter ziehen in den Krieg. Damit enden die Gemeinsamkeiten. Günters Vater zieht nicht freiwillig in den Krieg und lässt eine funktionierende Familie zurück, die fest zusammen steht. Lillys Vater meldet sich freiwillig. Lilly bleibt bei einer Mutter zurück, die ihr e Tochter nicht lieben kann und stattdessen den jüngeren Sohn verhätschelt. Lilly und Günter werden im Krieg erwachsen, lernen den Hunger und den Bombenterror kennen. Eine normale Kindheit bleibt ihnen verwehrt. Nach dem Krieg ist der Hunger weiterhin ständiger Begleiter und erst Jahre später kehrt allmählich wieder so etwas wie Normalität in den Alltag zurück.

Die Autorin erzählt in dem Buch die Lebensgeschichte ihrer Großeltern und Eltern. Dankenswerterweise beschönigt sie weder die herrschenden Verhältnisse noch die die Charaktere ihrer Familienangehörigen. Dadurch entsteht ein bewegendes Zeitdokument, das den Leser die Schrecken des Krieges durch die Augen von Kindern erleben lässt. Lilly und Günter stehen für all die Kinder und Jugendliche, denen der Krieg die Jahre, die die unbeschwertesten im Leben  sein sollten, zu den schrecklichsten gemacht hat. Beeindruckend wie die beiden dennoch ihre Mitmenschlichkeit und Sinn für Gerechtigkeit nicht verloren haben. 

Für mich war das Buch eine sehr bewegende Lektüre, auch weil ich mir gut vorstellen kann, dass meine Großeltern und Eltern zum Teil ähnliche Erlebnisse hatten. Leider haben wir nie darüber gesprochen.

5 Sterne für ein tolles und wichtiges Buch !