Rezension

Ein bisschen weniger Poesie und mehr Substanz bitte!

Frostgras - Angelika Lauriel

Frostgras
von Angelika Lauriel

Worum genau geht es hier eigentlich?

Das war so ziemlich der erste Gedanke, als ich begonnen habe „Frostgras“ zu lesen. Denn zu Beginn begegnen wir der jungen Studentin Julia, die nicht wirklich weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Dann trifft sie im Zug einen geheimnisvollen Fremden, nimmt sein Notizbuch mit und von da an....ja von da an ist das ganze irgendwie ziemlich wirr und blass.

Denn die Geschichte an sich gleicht eher einer einzigen großen Charakterstudie. Es wirkte auf mich oft so, als wollte die Autorin ihrer Geschichte Tiefe verleihen und dem Schluss eine schockierende Enthüllung verpassen. Doch für mich hat das irgendwie alles nicht zusammen gepasst. Denn zuerst geht es ca. ¾ des Buches nur um Julia und die Beziehungen, die sie führt. Wir erhalten Einblick in ihren Charakter, denen von ihren Freunden und ihrer Mutter. Dazwischen gibt es ziemlich viel Geschwafel, am Ende kommt dann das schockierende Geheimnis ans Licht, von dem ich bis zum Schluss nicht verstand, warum unter den Charakteren so viel Aufsehen drum herum gemacht wurde. Denn was die Autorin hier als dunkles Geheimnis und emotional total niederschmetternd darstellt, wurde in meinen Augen einfach nur überspitzt und in ein falsches Licht gerückt.

Warum hat die Mutter es so lange geheim gehalten und verschweigt es überhaupt ihrer Tochter? Warum wird die große Enthüllung so überdramatisiert, als würde sich dadurch in der Gegenwart nun alles ändern? Natürlich ist das, was geschehen ist, grausam und ich wünsche es keiner Familie dieser Welt....nur irgendwie wurde das ganze in meinen Augen einfach zu überspitzt.

 

Nun zum Schreibstil. Mit dem kam ich leider auch so gar nicht klar. Die Autorin versucht sich an einem poetischen Schreibstil, rutscht jedoch meiner Meinung nach zu oft ins Kitschige ab. Unter Anderem funktionierten einige der Metaphern für mich nicht. Zum Beispiel hat sie ständig geschrieben, dass wenn Jemandes Stimmung in den Keller ging, „er plötzlich von einem dunklen Nebel umgeben zu sein schien“. Das funktionierte für mich so nicht, wurde zu oft verwendet und erzeugt bei mir nicht das Bild einer schlecht gestimmten Mimik.

Nicht nur dadurch wirkten die Dialoge oft hölzern. Die Charaktere sprachen eigentlich ständig viel zu konstruiert, hochgestochen und unnatürlich. Mehr als einmal habe ich mich deswegen gefragt, ob wirklich, irgendwo auf dieser Welt, irgendjemand so redet...

Ein weiteres Stilmittel, welches mich eher genervt als gefesselt hat, war der Dialog, den die Autorin zwischen Julia und ihrer...tja was war das eigentlich? Inneren Stimme? Ihrem Gewissen? Auf jedenfall irgendeiner Stimme aus ihrem Inneren hergestellt hat. Diese waren oft Seitenlang und konnten für mich meistens durch kurze, zeilenweise Gedankengänge alternativ dargestellt werden. Deswegen habe ich diese Seiten auch oft übersprungen oder auch nur überflogen.

 

Leider war „Frostgras“ eine dieser Geschichten für mich, die weder im Inhalt noch im Stil funktionieren. In meinen Augen ist die Autorin an ihrem hohen Anspruch an Tiefe und Betroffenheit gescheitert und schaffte es auch nicht durch ihren Schreibstil zu fesseln. 1.5 Sterne.