Rezension

Ein bisschen wie Alice im Wunderland

Der Wortschatz
von Elias Vorpahl

Äußerlich sehr schön, inhaltlich nicht überzeugend

          Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Weil es vom Autor selbst signiert war, weil es so hübsch ist, weil die Idee so süß ist und weil der Autor es selbst verlegt. Allerdings hat es mich leider nicht ganz überzeugt.

Zunächst das Gute: Das Buch ist wunderschön! Die Illustrationen sind so liebevoll gemacht, die Seiten fühlen sich sehr gut an und das Cover ist einfach ein Traum. Rein optisch also wirklich ein Augenschmaus!

Inhaltlich hat es mir leider nicht so gut gefallen. In der Leseprobe war ich noch ganz angetan von der Idee, sich Worte quasi wie Lebewesen vorzustellen und in die Welt der Sprache einzutauchen. Auch kleine sprachliche Details wie "Sein kleiner Buchstabe fühlte sich ganz taub an" fand ich witzig und interessant. 

Doch je weiter ich im Buch vorankam, desto häufiger habe ich vor Genervtheit gestöhnt. Die Handlung kam mir vielerorts recht unzusammenhängend und unlogisch vor. Das Protagonisten-Wort macht sich auf die Suche nach seinem Sinn, nachdem es von einem Menschen ausgesprochen wurde und seine Erinnerung verloren hat. Es kommt an verschiedene Orte, zu einem Paar (Dichter und Denker), zu Verrückt und einem Esel, in den Wortfluss, in die Stadt Sprachen und zu den Wortspielen. Doch man hat nicht so richtig das Gefühl, dass diese Orte zur Geschichte beitragen oder wichtig sind. Es fühlt sich alles irgendwie unzusammehängend an. Von keiner der Situationen und Szenen kann ich letztendlich die Bedeutung für die Handlung und das Ende der Geschichte erkennen. Auch kommen immer mal wieder unlogische Sachen vor - warum zerschneidet der Esel das Seil der Brücke? Ich denke, der Autor hatte halt verschiedene Ideen - Wortspiele, den Wortfluss und so - die er unterbringen wollte in der Geschichte, doch es geschieht irgendwie auf eine Art und Weise, die den Leser etwas ratlos zurücklässt. 

Ein bisschen erinnerte mich darum das Buch auch an Alice im Wunderland - da passieren auch ständig total unlogische und unzusammenhängende Sachen. Allerdings wird da ja auch ein Traum beschrieben. Gut, Alice im Wunderland war ein wahnsinniger Erfolg und ist ja nun auch zum Klassiker geworden. Ich fand es trotzdem ziemlich furchtbar. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Letztendlich habe ich auch die Moral von der Geschichte oder Message des Buches nicht wirklich verstanden. In den letzten Kapiteln wurde dann so viel erklärt, aber verständlich wurde es für mich nicht. Ich war letztendlich froh über den geringen Umfang des Buches.

Außerdem habe ich einige Kommafehler in dem Buch gefunden, besonders das im Deutschen nicht korrekte Oxford-Komma kam häufig vor. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Buch eben vom Autoren selbst verlegt wurde und darum vielleicht nicht professionell lektoriert ist? Das ist natürlich nicht tragisch, ich empfinde es aber trotzdem als störend.

Um es zusammenzufassen: Die Idee der Geschichte fand ich sehr nett, auch äußerlich ist das Buch wunderschön, aber inhaltlich finde ich es nicht gut umgesetzt und kann es darum auch nur eingeschränkt weiterempfehlen. Wer aber nicht dazu neigt, beim Lesen ständig die Logik eines Buches zu hinterfragen, sondern sich gerne auf etwas absurdere Inhalte einlässt und Alice im Wunderland auch super fand, der sollte unbedingt zugreifen!