Rezension

Ein Blick in den Spiegel der Gesellschaft?

Sieben Nächte
von Simon Strauß

Bewertet mit 3.5 Sternen

Angst vor Entscheidungen, Angst, sich zu binden, Angst vorm Leben und Angst, etwas zu verpassen. Ein junger, im Buch namenloser Mann sitzt in der Nacht und schreibt. Fast dreißig Jahre lang hat sich sein Lebenskreis gedreht und noch immer fehlt ihm ein Ziel. „Die Angst zu verlieren, was ich schon habe, und nicht zu bekommen, was ich noch will.“ Gefangen in seinem eigenen Leben bekommt er von einem Bekannten die Chance einen Weg für sich zu erkennen, der ihn aus der Misere führen kann: Sieben Mal bis sieben Uhr soll er sich auf jeweils sieben Seiten mit einer der sieben Todsünden auseinandersetzen. Hochmut, Völlerei, Faulheit, Habgier, Neid, Wollust und Jähzorn. Sieben Todsünden auf dem Weg in ein neues Leben.

Simon Strauss lässt Bilder entstehen, fordert die volle Aufmerksamkeit der Leser und hält diesen den gesellschaftskritischen Spiegel vor. Der Protagonist mahnt, kritisiert, fordert und bleibt dabei selbst in seiner wehleidigen Komfortzone hängen. Immer wieder hat sich mir die Frage gestellt, warum er nicht einfach die Initiative ergreift. Warum der ganze Jammer um Materialismus, Schnelllebigkeit der Gesellschaft, fehlende zwischenmenschliche Kontakte? Möglicher Weise um uns Leser zur Selbstreflexion und zur Diskussion anzuregen, dafür ist dieser Roman wie geschaffen. Wem der Kopf von all den vielen „Sieben“ schwirrt und schon jetzt den Film im Kopf hat, wird im Nachhinein eventuell enttäuscht sein. Die Todsünden sind allenfalls ein Aufhänger für die jeweiligen Kapitel. Das hat auch mich verwirrt. Ich werde das Buch aber mit Sicherheit noch ein zweites Mal lesen und dann weiß ich, was mich erwartet und kann es von Beginn an von einer ganz anderen Seite betrachten.