Rezension

Ein Blick in die Hölle

Dry - Jarrod Shusterman, Neal Shusterman

Dry
von Jarrod Shusterman Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Dry lässt mich geschockt und mit trockener Kehle zurück. Fast atemlos habe ich mich durch die Geschichte gefressen und jeder Schluck Wasser, den ich mir zwischendurch gönnte, wurde mit jeder Seite kostbarer.

In Kalifornien gibt es keine Wasser mehr, von einem Tag auf den anderen wird die städtische Wasserversorung eingestellt, die Supermärkte sind leer. Alyssa, ihr kleiner Bruder Garret erhalten in der Krise Unterstützung vom sonderlichen Nachbarssohn Kelton. Sie begeben sich auf die Suche nach Alysssas und Garrets Eltern, die von der Suche nach Wasser nicht zurückkehren. Als es zu einer bedrohlichen Situation kommt, haut die Außenseiterin Jacqui dazwischen und erzwingt sich einen Platz im gemeinsamen Kampf ums Überleben.

Die Geschichte lässt kaum Zeit zum Atmen. Unerbittlich drehen die Autoren an der Spannungsschraube und geben den Blick in die menschlichen Abgründe frei. Sie treiben die Kids durch das ausgetrocknete Kalifornien mit der winzigen Hoffnung an anderer Stelle Wasser zu finden. Doch jedes Scheitern, lässt die Hoffnung weiter schwinden, so dass ich am Ende nicht mehr auf ein Überleben zu hoffen wage.

Ich mag die 4 sehr unterschiedlichen Charaktere, aus deren Sicht erzählt wird, bin begeistert wie eindrückliche die Gruppendynamik und die Entwicklungschritte gezeigt werden und überrascht, als sich später noch Henry zum Team dazugesellt. Das bis dahin zart keimende Vertrauensgeflecht kippt. Existenzangst macht aus Menschen Menschen Monster. Ich werde Zeuge, wie die Menschen in der Nachbarschaft und am Ende auch die Protagonisten zu Wasserzombies mutieren.

Am meisten hat mich die realistische Schilderung der politischen, gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Entwicklungen in der Ausnahmesituation gefangen genommen. Immer wieder musste ich denken: der Klimawandel bekommt ein Gesicht. Diese Dystopie liegt ganz nah an der Realitiät. Unser Weg ist nicht mehr weit.

Einzelne skurillen Beobachtungen steigern gekonnt die Endzeitstimmung, emotionalen Momenten lassen mich mit den Protagonisten leiden und immer wenn ich gehofft habe, sie haben es gleich geschafft, wartet bereits das nächste Disaster.

Fazit: Super realistische Dystopie. Und: Suspense at its best. Must read.