Rezension

Ein Blick über den Tellerrand

Ein Sonntag mit Elena - Fabio Geda

Ein Sonntag mit Elena
von Fabio Geda

Bewertet mit 4 Sternen

          Wie soll ich ihn nennen, den Protagonisten dieses Romans? Denn im Buch ist er grundsätzlich "mein Vater", denn die Erzählerin ist Giulia, seine iüngere Tochter, das mittlere von drei Kindern und das, mit dem ihn sein sehr emotionales und gleichzeitig schwieriges Verhältnis verbindet. Ich werde ihn also mit Blick auf die Erzählerin als "Giulias Vater" bezeichnen.

Dabei ist sie gar nicht bei allem, was sie uns, den Lesern verrät, zugegen. Aber wie auch immer, sie weiß es und sorgt dafür, dass uns genug Hintergrundwissen über die Familie vermittelt wird.

Eine originelle Konstellation also, aus der ein ausgesprochen atmosphärischer Roman entstanden ist, bei dem der besagte Sonntag nicht ganz so zentral ist, wie es durch den Titel vermittelt wird. Oder vielleicht doch, aber auf andere Art und Weise.

Giulias Vater ist nämlich vor recht kurzer Zeit verwitwet , vor acht Monaten erst, unerwartet noch dazu. Er, der bis vor kurzem als Ingenieur an internationalen Brückenbauten überall in der Welt beteiligt und mehr unterwegs als zu Hause war, sucht nun nach einem neuen Platz, einer neuen Bestimmung im Leben - und findet sich in der Situation einer Hausfrau. Er hat nämlich - zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben - für einen Teil seiner Familie gekocht und erwartet sie zum Sonntagsessen, kurzfristig erfolgt eine Absage.

Durch Zufall trifft er Elena, eine junge Frau - nur wenig älter als seine eigenen Kinder - mit ihrem Sohn Gaston im Park, es kommt zu einem gemeinsamen Mahl in seiner Wohnung. Die etwas in jedem der drei Beteiligten anstößt. Auf eine gewissermaßen beiläufige Art, wie es oft so im Leben ist.

Der Autor Fabio Geda macht deutlich, dass sich die Bedeutung dieser gemeinsamen Zeit erst im Nachhinein zeigt. Wie es so oft im Leben der Fall ist. Aber ich habe es noch nie so lebensah dargestellt in einem Roman erlebt. Wenngleich ich die technischen Beschreibungen, wenn es um den Job des Vaters ging, jetzt nicht so spannend fand. Und einiges andere auch nicht. Insgesamt aber ein lebendiger, farbiger Roman über das Leben als solches - und darüber, wie sich gewisse Gemengelagen von einem auf den anderen Moment verschieben, einfach so, bei jedem von uns. Das ist mir im Rahmen dieser Lektüre erst so richtig klar geworden!