Ein bösartiger Rundumschlag
Bewertet mit 2 Sternen
Im Reich Lapvona zu leben ist kein Spaß. Fürst Villiam regiert lasch, interessiert ihn doch nur sein persönliches Vergnügen. Zu seiner Unterhaltung müssen allerdings alle springen, tanzen und singen, wenn nicht gar Absonderlicheres tun.
Seine Untertanen sind sehr religiös und strenge Vegetarier im Gegensatz zu ihm selbst. Das hält sie aber nicht davon ab, sich merkwürdig zu verhalten. Sie finden, Leid bringt sie näher zu Gott und helfen gerne anderen dabei, auf leidvollen Wegen Gott zu finden. Manch einer lebt nach dem Motto: Prügle deinen Nächsten wie dich selbst. Hier ist wohl jeder auf ganz eigene Art verrückt.
Ottessa Moshfegh hat hier ein finsteres, blutiges Märchen entworfen, das allerlei Missstände anprangert und dabei mit Bedacht jedes Tabu bricht. Hier werden ganz selbstverständlich Kinder vergewaltigt und fast tot geprügelt, Pferden Augen ausgestochen und blinden Frauen eingesetzt, höchst anschaulich Menschen verspeist oder uralte Ammenbrüste ausgewrungen.
Das ist anfangs noch merkwürdig faszinierend. Die Autorin möchte uns provozieren und macht das mit Konsequenz und Einfallsreichtum. Alle Figuren agieren an jeder Stelle unerwartet, allerdings ist es auch eine Art Contest von ekelhaften Aktionen, die früher oder später nur noch abstoßen, wo sie berühren sollten.
„Lapvona“ ist ein bösartiger Rundumschlag gegen bigotte Machthaber, Diktatoren oder religiöse Eiferer, verschießt dabei aber sein Pulver blind. Man findet so allerhand Parallelen, aber kein echtes Ziel der Kritik und hat dann am Ende den Eindruck, hier wird einfach kräftig auf alle Übel dieser Welt eingeschlagen. Das schadet nichts, natürlich, aber es trifft auch nicht so wie es sollte.
Dieses Buch ist böse, obszön und bizarr und arbeitet nach dem Prinzip: Wer laut schreit wird auch gehört. Das mag bei vielen gut ankommen, ich finde solche Methoden eher plump. Und wenn ich schon schreie, sollte ich das Thema benennen, andernfalls ist mein Aufschrei nur Gezeter.