Rezension

Ein Buch aufgeteilt in zwei Teile und zwei Gesichtern

Nocturna - Jenny-Mai Nuyen

Nocturna
von Jenny-Mai Nuyen

Bewertet mit 3 Sternen

Ich muss meine Bewertung wie auch das Buch, in zwei Teile aufteilen: Der erste Teil des Buches (Buch 1) ist schlicht gesagt langweilig und ohne Zauber (zwei Sterne wert). Der Anfang ist sehr langatmig und stellenweise gab es Abschnitte, die in meinen Augen auch überflüssig waren. Die Aneinanderreihung der Ereignisse lockt den Leser leider nicht wirklich zum Weiterlesen an.

Ebenso  ist die Atmosphäre weder geheimnisvoll noch fantastisch, obwohl die Geschichte sich um „Motten“ Menschen mit magischen Gaben dreht. Die Idee selbst ist hierbei sehr interessant, doch schafft es die Autorin nicht Spannung aufzubauen. Kurze Spannung empfand ich als Apolonia die Tiere um Hilfe bittet, doch dieser Teil der Handlung endet schnell und befriedigt nicht.

Dem ersten Teil des Buches fehlt es an Zauber und an Atmosphäre. In Rabenmond, einem anderem Werk der Autorin, gefiel mir jeder Name, jede einzelne Figur, selbst wenn sie noch so unbedeutend war, doch in Nocturna fällt es schwer in die Geschichte einzusteigen.

Ein Knackpunkt des Buches, meiner Meinung nach, war die Polizei. Wirklich? –Sie sind festgenommen – passt in einem Fantasybuch einfach nicht als Drohung. Ich fand Inspektor Bassar zwar gelungen, doch war dieser Teil der Geschichte schlecht eingebaut und eher behindernd. Terroristen und Blauröcke in Verbindung mit Motten – der Schwerpunkt lag auf der falschen Seite, nämlich nicht auf den Motten – zumindest im ersten Teil.

Ebenfalls störte mich die Verwendung vieler Namen für die gleichen Personen oder Bünde: Jorel/Tigwid/Gabriel/Motten/Nocturna/Dichter/TBK/ Annemarie/ Apolonia… Als hätte sich die Autorin nicht entscheiden können.

Man verliert fast das Interesse und muss sich zwingen es wieder zu finden. Dafür ist die Idee, die dahinter steckt einfach zu gut und wer das Ende abwartet, wird auch belohnt. Der zweite Teil des Buches ist DEUTLICH besser, da er Spannung aufbaut (vier Sterne wert). Endlich bekam ich das vertraute Flackern im Bauch, wenn die Handlung an Fahrt gewinnt und die Figuren einem vertraut und lieb geworden sind.

Der Moment als Vampa die Hochzeitstorte für Apolonia geklaut hat, hat mir sehr gefallen. Stellenweise gibt es wirklich sehr schöne Highlights in dem Buch: Morbus der von den Mottengaben leidenschaftlich erzählt. Apolonia und Tigwids Begegnung im zweiten Teil des Buches, Apolonia und Loo…  starke Szenen, die stark geschrieben worden sind und mir eine Gänsehaut eingejagt haben.

Und da fragt man sich doch: Wieso nicht gleich so? Nocturna ist für mich wieder ein Beispiel dafür ein Buch nicht abzubrechen: Es verändert sich zum Schluss und hinterlässt mich, trotz eines schlechten Starts und Mittelteils, mit einem guten und wehmütigen Lesegefühl zurück, sodass ich durchaus sagen kann: Ich freue mich dieses Buch zu kennen.

"Meine Mottengabe ist der Segen der Menschheit. Ich stehe in der Finsternis der blinden Masse und um mich will jeder mit Worten beschreiben, wie sein Gesicht aussieht. Ich stehe dort, im Dunkeln, und trage eine Laterne mit mir. Ich bringe der Menschheit das Licht, auf dass kein Wort mehr gebrüllt, kein Laut mehr geächzt werden muss, um das zu erklären, was man nicht beschreiben kann! Gefühle. Gefühle, die sich in keine Worte zwingen lassen."