Rezension

Ein Buch, das betroffen macht ...

Blauschmuck - Katharina Winkler

Blauschmuck
von Katharina Winkler

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin nimmt sich für ihr Debüt eines sehr heiklen Themas an: Gewalt in der Familie, Gewalt an Frauen, Gewalt an Kindern.

Inhalt:

Filiz, eine junge Türkin, verliebt sich in Yunus und heiratet ihn gegen den Willen der Eltern. Das junge Paar  träumt davon nach Deutschland zu gehen. Doch die Realität sieht anders aus. Von der Schwiegermutter als Sklavin gehalten, vom Ehemann verprügelt und vergewaltigt zieht sich Filiz immer mehr in sich zurück. Ihre blauen Flecken und Würgemale bezeichnet sie – wie die anderen Frauen dieser Region als „Blauschmuck“. Sie kennt nichts anderes und manche Frau trägt diese Male quasi als „Auszeichnung“.

Yunus gibt sich dem Müßiggang hin, verspielt Filiz‘ sauer verdientes Geld. Dann verschwindet er plötzlich und erscheint wieder. Er ordnet an, dass seine inzwischen mehrköpfige Familie nach Österreich reisen soll. Dort habe er Bleibe und Arbeit gefunden.

Filiz ist froh, der Schwiegermutter entkommen zu können ohne zu ahnen, was in der völlig fremden Welt auf sie wartet: Prügel, Prügel und noch mehr Gewalt.

Schreibstil:

Katharina Winkler schreibt kurze, einprägsame Sätze, die in der gewalttätigen Umwelt poetisch anmuten.

Sehr schön auch der Epilog, in dem sie schildert, was aus Filiz und ihren Kindern geworden ist.

Mich hat dieses Buch ziemlich wütend gemacht. Wütend auf die Gesellschaft, die solches zulässt. Wütend auf die Männer, denen die „Ehre“ (was auch immer sie dafür halten) über alles geht. Wütend auf die Väter, die ihre Töchter verschachern wie ein Stück Vieh. Wütend auch auf die Mütter und Schwiegermütter, die es oft genug in der Hand hätten, diese Spirale von Gewalt zu durchbrechen.

Doch jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Filiz konnte sich mit Hilfe und eisernem Willen aus dieser Welt der häuslichen Gewalt befreien. Ihren Kindern (Töchtern wie Söhne) öffnet sie durch Bildung einen neuen Weg. Bauchweh hatte ich, als ich gelesen habe, dass eine ihrer Töchter einen Cousin aus dem Heimatdorf geheiratet hat.