Rezension

Ein Buch, das in Bild und Text viel Spaß macht

Kohnversation - Ruth Lewinsky, Charles Lewinsky

Kohnversation
von Ruth Lewinsky Charles Lewinsky

Bewertet mit 5 Sternen

Kohn steht vor dem Spiegel und befragt sein Spiegelbild: Was sieht er: »Goliath?« »David?« Nein: »Kohn«! (S. 37)

Auf über150 Seiten zeigen Ruth Lewinsky (Cartoons) und Charles Lewinsky (Text) Szenen, erzählen kleine Geschichten oder auch mal jüdische Witze, wobei auf einer Seite fast immer drei Cartoons mit jeweils zugehörigem Text bzw. Beschriftung abgebildet sind, die zusammen eine Szene bzw. eine Geschichte ausmachen. Die Leserin und der Leser schmunzeln, etwa über die Szene auf S. 5, wo zwei schwarz gekleidete Männer mit Hüten in einer Menschenmenge stehn. »Reb Chajim???« fragt der erste (erstes Bild) und zeigt auf den zweiten. Der zeigt im zweiten Bild auf den ersten Mann und fragt: »Reb Schlojme?« Und im dritten Bild begrüßen sie einander herzlich: »Ich wusste, wir würden uns irgendwie erkennen«. Oder sie lachen, etwa über die Szene auf S. 35: »Ich hab meine Wohnung offengelassen, damit die Diebe meinen, ich bin zuhause« (Bild 1) – »Aber sie haben trotzdem eingebrochen« (Bild 2) – »Goyim können nicht logisch denken« (Bild 3) (Begriffe wie »Goyim«, Nichtjuden, sind unter den Abbildungen erklärt). Oder S. 57: Ein Jude zeigt einem anderen seine Küche; Bild 1: »Meine Kühlschränke: Milchig und fleischig« (einer auf der linken, der andere auf der rechten Seite); Bild 2: »Meine Geschirrspüler: Milchig und fleischig«; Bild 3: »Meine beiden Gebisse«.

Es geht um Witz bzw. Gewitztheit in Alltagsszenen (2 schwarz gekleidete Juden im Zug; der eine erzählt dem andern: »… Hab ich mein Abonnement vergessen« – »Sagt der Kontrolleur: Sie fahren schwarz?« – »Sag ich: Wegen Ihnen werd ich Rosa tragen«, S. 44), um Antisemitismus (Ein Hund bellt einen Juden an: »Wuff« – »Wuff, wuff, wuff« – »Antisemit!«), um Mensch und Gott (»Lieber Gott« – »Du hilfst völlig fremden Menschen« – »Warum nicht mir?«, S. 81), um religiöse Gebote im Zusammenhang z. B. mit essen, Sabbat (Drei Juden stehen zusammen; der erste: »Oj oj oj oj oj« – der zweite: »Oj waj« – der dritte: »Am Schabbes redt man nicht vom Geschäft«, S. 91), um jüdische Namen (S. 65–68) und vieles mehr. Sogar die moderne Technik wird zum Thema: »Warum hat es Streifen auf dem Tallis?« (Gebetsmantel) – »Das ist ein Strichcode« – »den man vom Himmel lesen kann«. Bei so vielen schönen Szenen verzeiht man auch mal einen Kalauer (S. 121). – Ein Buch, das in Bild und Text viel Spaß macht!

PS: Auf Amazon kann man ins Buch reingucken – und dann in der Buchhandlung bestellen.

Kommentare

FIRIEL kommentierte am 29. Oktober 2019 um 06:10

Klingt gut!

Steve Kaminski kommentierte am 29. Oktober 2019 um 13:07

Ist auch ein schöner Band! :-)

wandagreen kommentierte am 30. Oktober 2019 um 10:19

Lustig. Richtig Lustiges ist rar! Schöne Rezi. Konnte mir alles gut vorstellen.

FIRIEL kommentierte am 09. November 2019 um 17:06

Ich habe es jetzt als Geschenk für meinen Mann gekauft. Danke für den Tipp!