Rezension

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ein Buch, das ist Erinnerung bleibt

Schatten des Dschungels - Katja Brandis, Hans-Peter Ziemek

Schatten des Dschungels
von Katja Brandis Hans-Peter Ziemek

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch „Schatten des Dschungels“ von Katja Brandis und Hans Peter Ziemek ist in drei große Abschnitte geteilt, die jeweils in weitere Kapitel gegliedert sind. Zunächst fällt auf, dass die Kapitel statt Nummerierungen kurze Überschriften haben, die sich auf den Inhalt beziehen z.B. „Heiße Wut“, „Am Ufer“ oder „Frösche, die in Bäumen leben“.

Der erste Abschnitt spielt in München 2025. Katharina, genannt Cat, ist auf einer Demo der Umweltschutzorganisation „Living Earth“, in der sie sich aktiv beteiligt. Auf der Demo, bei der es um den Schutz der Regenwälder geht, lernt sie einen Jungen kennen, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Einige Wochen später taucht er bei einem Treffen von Living Earth auf, es ist Falk und auch er musste an Cat denken. In den folgenden Wochen kommen sich die beiden näher und Falk sorgt dafür, dass Cat mit einer Forschungsgruppe nach Guyana in den Regenwald reisen kann.
Nach einem Zeitsprung findet die Handlung im zweiten Abschnitt im Regenwald statt, wo Cat, Falk und vier weitere Mitglieder des Teams sich auf den Weg zu ihrer Forschungsstation im Dschungel machen. Dem Weg kann der Leser mithilfe einer Karte im Buch folgen.
Ziemlich schnell merkt Cat, dass sich ein Teil der Gruppenmitglieder komisch verhält. Welche Geheimnisse haben sie und was ist ihr Plan, um den Regenwald zu schützen?
Für Cat beginnt ein Abenteuer voller Gefühle, Zweifel, Gefahren und atemberaubenden Erlebnissen.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Cat lässt den Leser an all ihren Gedanken und Handlungen teilhaben, was die Geschichte sehr lebendig macht. Nur manchmal hätte ich mir gewünscht, auch etwas von den Handlungen an den Orten zu erfahren, an denen sich Cat gerade nicht aufhält. Die Sprache ist dem 16/17-jährigen Mädchen entsprechend sehr jugendlich und frisch, was das Lesen des Buches sehr angenehm macht.
Auch Cat war mir mit ihrer Mischung aus dem naiven, verliebten Mädchen und den rebellischen Zügen sehr sympathisch und ich habe mich gern mit ihr auf die Reise begeben.
Falk, der nur wenige Jahre älter ist als Cat, ist hingegen in weiten Teilen des Buches sehr schwer einzuschätzen. Er ist eher verschlossen und spricht wenig über seine Gedanken und Gefühle, sodass der Leser, genau wie Cat, oft nicht weiß, was in ihm vorgeht. Gleichzeitig hat er sehr gutmütige, liebevolle und auch ehrgeizige Züge, wenn er mit Cat übt, mutiger und konsequenter ihre Ansichten zu vertreten.

Da das Buch in der Zukunft spielt, gab es einige technische Fortschritte zu entdecken. Werden wir in 13 Jahren wirklich Kleidung haben, die mit Körperwärme oder Sonnenlicht Energie erzeugt, welche zum Aufladen von Handys genutzt werden kann? Wird es möglich sein, Tattoos unter die Haut zu spritzen, welche nach einem gewünschten Zeitpunkt wieder verschwinden? Werden wir mit wiederverwendbaren Tüten und Dosen in den Supermärkten Obst und Gemüse kaufen, um Plastikmüll zu vermeiden?
Einige dieser Zukunftsversionen sind sehr interessant und, wenn man sich anschaut, wie schnell einige Entwicklungen (z.B. die Komplexität von Handys) in den Letzten Jahren voranschritten, auch durchaus vorstellbar. Andere hingegen – vor allem die stetige Technisierung in allen Bereichen des Lebens – erscheinen eher unnötig und gruselig. Brauchen wir z.B. wirklich Schals, die je nach Stimmung die Farbe wechseln können?

Das Buch regt aber noch in weiteren, viel wichtigeren Bereichen zum Nachdenken an.
Erstens: das Thema des Umweltschutzes und der Naturausbeutung. Schon jetzt sind dies heikle Themen und die Regenwälder und viele Tierarten sind bedroht. Wie weit darf man zum Schutz der Natur gehen? Ist Ökoterrorismus zu rechtfertigen? Und wie stehen wir zu den Fragen von Biopiraterie, die auf Kosten des Regenwaldes oder einzelner Tierarten medizinische Fortschritte für den Menschen bringen kann?
Zweitens: zwischenmenschliche Beziehungen. Wie gut kennen wir unsere Freunde wirklich? Wie stark vertrauen wir ihnen? Würden wir alles für sie tun?
Beide Themen sind sehr gelungen miteinander verbunden. Zusammen mit der spannenden Handlung und dem Aberteuer im Dschungel entsteht eine mitreißende Geschichte, in der immer wieder Dinge passieren, mit denen so nicht zu rechnen war. Dies gilt vor allem auch für das Ende.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der leichte, nicht anspruchslose, Stil und die spannende Geschichte haben mich in ihren Bann gezogen und an vielen Stellen mitfühlen oder auch mitleiden lassen. Während der Beginn noch eher eine Liebesgeschichte zwischen Jugendlichen ist, die ganz normale Alltagsprobleme wie die Schule und den Umgang mit den Eltern regeln müssen, wandelt sich das Buch fast zu einem Thriller, in dem der Leser sich mit Cat auf die Reise begeben kann. Amazon gibt als Altersempfehlung 14 bis 16 Jahre an. Meiner Meinung nach ist die Grenze aber nach oben offen!