Rezension

Ein Buch, das lange nachhallt und einen Platz in meinem Herzen gefunden hat!

Die Zeit der Kraniche - Ulrike Renk

Die Zeit der Kraniche
von Ulrike Renk

Das letzte Kriegsjahr ist hart. Gebhard wird denunziert und von der Gestapo verhaftet und Freddy muss sich, wieder einmal, um alles alleine kümmern. Der eingesetzte Verwalter, ein übler Nazi, macht ihr das Leben nicht leicht. Nach Kriegsende kommt eine neue Angst dazu. Die Russen sind im Einmarsch. Und Gebhard ist erneut ín Haft. Erst in letzter Minute beschließt Freddy aus Deutschland zu fliehen.

Ulrike Renks Trilogie über eine ostpreußische Familie hat mit "Die Zeit der Kraniche" einen würdevollen und passenden Abschluss gefunden. Obwohl ich Band zwei schon direkt nach dem Erscheinen gelesen hatte und das ist schon über ein Jahr her, war ich sehr schnell wieder mitten drin in der Geschichte und ich hatte das Gefühl, es wäre erst gestern gewesen, dass ich das Buch zur Seite gelegt habe.

Ulrike Renk schreibt einfach wundervoll, sie gibt dem Leser mit jedem Satz das Gefühl, selbst mit dabei zu sein. Sie fesselt, sie berührt, sie setzt starke Emotionen frei. Man leidet intensiv mit den Protagonisten mit und hofft und bangt. Ich war mehrmals zutiefst betroffen und auch jetzt, wenn ich an Freddy und ihre Familie, an ihr Schicksal denken muss, stehen mir wieder die Tränen in den Augen. Es ist fast nicht auszuhalten, wenn man sich einmal vor Augen führt, was Menschen damals alles erleiden mussten. Dieses Buch geht sehr nahe und man kann sich nicht entziehen.

Die Protagonisten, aber auch sämtliche Nebenfiguren, wirken wie aus dem echten Leben und sind liebevoll und realistisch gezeichnet. Sehr interessant sind, wie auch in den letzten Büchern, die, scheinbar nebensächlichen, Beschreibungen des Alltags, wie z. B. die immensen Schwierigkeiten, Nahrungsmittel zu beschaffen, die große Not  der Flüchtlinge und Fremdarbeiter, oder die nicht enden wollenden Züge der Menschen aus den geräumten Konzentrationslagern. All diese Dinge sind mit gewohnter Genauigkeit geschildert und machen auch aus diesem dritten Buch eine runde Geschichte, die nur eine Ulrike Renk in dieser Qualität schaffen kann.

Die Autorin hat wieder einmal extrem gut recherchiert und so wirkt jede einzelne Kleinigkeit authentisch. Ulrike Renk hat auch diesen dritten Teil mit ihrer gewohnten Sorgfalt und Liebe zum Detail geschaffen. Sie zeigt uns Lesern, wie Bücher sein sollen. Ich bin ganz begeistert von ihrer Kunst und kann ihre Werke nur jedem empfehlen, der gerne in die Vergangenheit eintaucht, auch wenn sie, wie in diesem Fall nicht immer schön ist. Aber gerade dieser Teil unserer Geschichte darf niemals vergessen werden, jetzt wo die braune Gefahr wieder eifrig am keimen ist.
Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann. Das Buch hätte in meinen Augen noch einige mehr verdient!