Rezension

Ein Buch das man mögen muss

Der Prinz der Elfen - Holly Black

Der Prinz der Elfen
von Holly Black

Bewertet mit 4 Sternen

Willkommen in Fairfold, hier können Sie den einzigartigen schlafenden Elfenprinzen bestaunen. Aber Vorsicht ist geboten, das kleine Volk hat seine Tücken. Womöglich werden Sie den Wald nicht mehr lebend verlassen...
Hazel und Ben leben in Fairfold, einem Ort in dem nicht alles so normal ist wie es zunächst scheint. Fairfold grenzt direkt an das Elfenreich, der Wald ist das Zuhause des kleinen Volkes. Und in diesem Wald steht die größte Attraktion des Ortes: Ein unzerstörbarer gläserner Sarg mit einem wunderschönen gehörnten Jungen, der seit jeher in tiefem Schlafe liegt. Doch eines Tages ist dieser verschwunden und Hazel und Ben müssen sich den Geheimnissen stellen die sie seit ihrer Kindheit umgeben. Denn nichts ist wie es scheint in Fairfold...

Zu diesem Buch gibt es ja sehr gespaltene Meinungen. Die einen lieben es, die anderen können damit gar nichts anfangen. Verstehen kann ich beide Seiten.
Die Idee des Buches ist toll. Ein Ort der in seiner Gesamtheit untrennbar verbunden ist mit dem Elfenvolk das im angrenzenden Wald lebt. Es bestehen Übereinkünfte zwischen den Bewohnern, man lässt sich mehr oder weniger in Ruhe, Einheimische werden nicht getötet oder entführt. Die Dorfbewohner wissen sich zu schützen, jeder weiß Bescheid über die Kreaturen die im Wald hausen. Den Erlkönig, das Ungeheuer tief im Herz des Waldes, den verschiedenen Kobolden und Monstern und natürlich über den geheimnisvollen Jungen im Sarg. Das Buch ist für mich einfach unheimlich atmosphärisch. Ich mochte die ganzen Sagen und Mythen die darin verarbeitet wurden und einfach das Gefühl das einem der Wald mit all seinen Kreaturen gegeben hat. Auch die Geheimnisse die sich in dessen dunklen Tiefen verbergen und die nur langsam ans Licht kommen waren toll verpackt.

Die Geschehnisse geben erst langsam einen Sinn, ein roter Faden ist nicht immer erkennbar, man muss sich seinen Weg durch die Geschichte suchen. Auch weil das Buch immer mal wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her springt. Nicht jeder mag unstrukturierte Bücher, für mich machen aber gerade dieser wilde Wechsel und dieses Undurchsichtige den Reiz aus. Ich liebe Bücher die ein wenig wirr und durchgeknallt erscheinen, ich bahne mir gerne meinen Weg durch verschlungene Plottwists und nicht erkennbare Zusammenhänge. Ich verstehe aber alle die ein Problem damit hatten. Noch dazu ist das Buch nicht unbedingt actionreich. Es ist stellenweise blutig und ein wenig eklig, aber man kämpft sich langsam und bedächtig mit den Protagonisten durch den Dschungel an Fragen und geheimen Machenschaften. Wer Tempo in der Erzählung erwartet wird enttäuscht sein.
Ebenfalls Probleme hatten viele mit dem Schreibstil, das ist natürlich Geschmackssache. Ich hatte keinerlei Probleme damit und war die ganze Zeit über davon gefesselt. Holly Black schreibt jedoch sehr knapp und prägnant, das ist nun nicht jedermanns Sache.

Ansonsten sind auch die Charaktere so ein Streitpunkt. Es sind keine Helden. Hazel lebt so vor sich hin, küsst Typen als gäbe es kein Morgen während ihr Bruder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat. Sie sind nicht wirklich Sympahieträger, keiner von ihnen. Auch die anderen Protas sind allesamt eher schwierige Charaktere mit seltsamen Angewohnheiten und einer Menge Schwächen. Ich konnte mich in keinen von ihnen hineinversetzten, aber das musste ich irgendwie auch nicht. Für mich waren sie gerade perfekt weil sie so kaputt waren. Weil der Wald und ihre Vergangenheit sie zu dem gemacht haben was sie sind und die Geschichte in die Richtung lenken in die sie sich entwickelt hat. Sie mussten für mich keine Helden sein, denn Fairfold braucht keine Helden. Es braucht Kämpfer die alles tun um das Böse zurück zu drängen. Auch wenn dafür erst mal ein paar (minimale) Teenagerproblemchen überwunden werden müssen. Für mich war das Buch ein Überraschungserfolg und ich habe mich gefreut dass es ein Einzelband ist.

Ein Buch das man mögen muss. Es ist stellenweise ein wenig wirr, die Charaktere sind keine sympathischen Menschen und jeder für sich so ein wenig kaputt. Man muss sich darauf einlassen, dazu bereit sein sich mit den Protas durch einen düsteren Dschungel an Geheimnissen und blutigen Elfentaten zu kämpfen, sich einlassen auf eine düstere Welt in der nichts so ist wie es scheint und in der jeder falsche Schritt, jedes falsche Wort dein Ende bedeuten könnte. Der Schreibstil ist kurz und prägnant, das Tempo im Buch eher gemächlich, dennoch konnte es mich durch seine Atmosphäre und gerade durch seine eigene, wirre und undurchsichtige Art und die teilweise unangenehmen Charaktere überzeugen.

*Reziexemplar

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