Rezension

Ein Buch, das mich extrem herausgefordert hat

Smoke - Dan Vyleta

Smoke
von Dan Vyleta

Bewertet mit 4.5 Sternen

Gesamteindruck:

Dieser Roman hat mich wirklich neugierig gemacht, denn sowohl der Klappentext als auch das geheimnisvolle Cover versprachen ein wahres Buch-Highlight.

Der angenehme (aber dennoch anspruchsvolle) Schreibstil hat mich direkt abgeholt und in eine längst vergangene Zeit entführt. Die Geschichte ist gut durchdacht und super umgesetzt. Der Rauch als Sinnbild der Sünde. Ein wirklich toller Einfall. Man sieht jedem direkt an, wenn er sündigt und dennoch scheint es Schlupfwinkel zu geben. Gesellschaftskritik vom Feinsten. Man erlebt das prüde viktorianische Zeitalter beinahe hautnah. Verfolgt zwei Freunde auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Man lernt ihre Widersacher und deren Beweggründe kennen, und man fragt sich dauernd, sind die Menschen wirklich so? Ich würde noch so gerne mehr dazu sagen, doch ich möchte wirklich niemandem zu viel vorwegnehmen. Die Spoilergefahr ist leider sehr hoch. Die Handlung des Romans wurde von Dan Vyleta sehr gut herausgearbeitet. Seine Liebe zu kleinen Details lassen die Story sehr authentisch und lebendig wirken. Das Buch ist genial, bitte versteht mich nicht falsch. Ethik, Gesellschaftskritik, historische Grundlagen, all das wurde so grandios miteinander verwoben, ja beinahe komponiert, sodass der Leser mitgenommen wird, auf eine Reise in die Vergangenheit und irgendwie auch zu sich selbst. Was ist ein Mensch und was bedeutet menschlich. Sind wir verschieden, sind wir gleich oder sind manche gar gleicher? Was bedeutet Geld und Einfluss? Ich wurde mit so vielen Fragen und Eindrücken konfrontiert, dass ich dieses Werk nur Häppchenweise genießen konnte.

Und genau hier kommt meine Kritik ins Spiel. Manche Szenen sind dermaßen realistisch, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen. Das liegt aber nicht an der Qualität der Lektüre, sondern einzig und allein daran, dass mich gewisse Wahrheiten, Personen und Aktionen so geschockt haben, dass ich tatsächlich am Guten in jedem Menschen gezweifelt habe. Dan Vyleta ist teilweise so schonungslos ehrlich, dass es schmerzt und ich oft und lange über das, was ich gelesen habe, nachdenken musste. Es ist ein Roman, der definitiv zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.

 

Mein Fazit:

Selten hat ein Buch mit mir so gerungen wie dieses. Nicht, weil es schlecht war, sondern so gut und schonungslos direkt, dass ich meine Probleme damit hatte. Der Autor hat meinen Verstand in manchen Momenten zur Verzweiflung getrieben, denn ich neige dazu, vor den Abgründen der menschlichen Psyche die Augen zu verschließen, wenn die Dinge zu brutal werden. Auf dem Buchrücken wird es wie folgt beschrieben:

„Smoke ist ein sprachmächtiger, überbordend einfallsreicher Roman und zugleich eine kluge Parabel, die facettenreich die existenziellen Fragen nach Macht und Moral, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse beleuchtet.“

Und das trifft es wirklich gut. Ein Buch, das ich jedem empfehlen kann, der gerne Bücher liest, die in die Tiefe gehen und unbequeme Dinge ansprechen und hinterfragen.