Rezension

Ein Buch, das mich im Zwiespalt zurücklässt.

Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen - Leigh Bardugo

Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen
von Leigh Bardugo

Eine neue Buchreihe aus dem DC Universum erscheint am Himmel des Lesemarktes. Jeder Band erzählt eine Geschichte rund um die verschiedenen Superhelden dieser fiktiven Welt, jeweils verfasst von unterschiedlichen, bekannten Namen der Jugendliteratur. Vor aktuell wenigen Wochen erschien der zweite Teil „Catwoman“. Da wird es aber höchste Zeit, endlich über den Auftakt „Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen“ zu schreiben und meine Eindrücke in der folgenden Rezension festzuhalten.

 

Das Szenario, das uns in diesem Band von Autorin Leigh Bardugo dargestellt wird, die viele von euch wahrscheinlich durch die „Grischa“-Reihe kennen dürften, kann den Leser zwar schnell packen, fühlt sich aber gleichzeitig wie bereits verdaute Nahrung an, denn: Man vermisst sehnlich einen einzelnen Funken Besonderheit in der grundlegenden Handlung. Die Erzählmotive einer Heldin, die in eine neue, ungewohnte Welt aufbricht, um Gefahren zu bändigen, wirken wie schon etliche Male gehört. Aber gut, es sind nun einmal die grundlegenden Ansätze, auf die viele Superheldengeschichten basieren. Problematischer wird es dann, wenn sich die Herausforderung, denen sich die Protagonisten stellen müssen, zu einfach zu bewältigen scheinen und mir sich als Leser die Schrecken und möglichen Konsequenzen der Gefahr nicht ganz erschließen mögen. Hier wird „viel Lärm um nichts“ gemacht, um es in Shakespeares Worten auszudrücken.

 

Wenn ich näher auf die Figuren eingehe, dann möchte ich die Stärke der Frau betonen, die in dem Werk gelungen zur Schau gestellt wird, und jeglichen sexistischen Äußerungen mit Ausrufezeichen entgegentritt. Fast schießt die Autorin dabei über ihr eigentliches Ziel hinaus und stellt die wenigen Männer, die in der Geschichte auftauchen, auf fragwürdige und minderbemittelte Art und Weise dar. Da möchte man sich fast fragen, ob das nun Sexismus in die entgegengesetzte Richtung ist oder ob sie diese Darstellung nur als Trittbrett für ihre eigentliche Aussage benutzt.

 

Die Verwunderung und Reizüberflutung der Hauptfigur namens Diana scheinen fast greifbar zu sein und man kann nicht anders, als ihr das abzukaufen. Die Haltung der einzelnen Charaktere gegenüber bestimmten Problematiken sind jedoch nicht hundertprozentig nachvollziehbar erläutert, sodass ihre Gemütsveränderungen teilweise sprunghaft wirken und ich Schwierigkeiten besaß, diese inneren Wechsel nachvollziehen zu können. Die Motivationen, aus denen heraus die Figuren handeln, wirken oftmals eindimensional oder sogar belanglos. Und in genau solchen Fehlern verheddert sich die Autorin leider viel zu sehr und macht sich somit selbst den Garaus. Der Twist am Ende des Romans kommt daher auch nicht sonderlich überraschend, mehr noch, er nimmt mich als Leser ganz einfach nicht mit.

 

Der Schreibstil der Autorin ist, und das können viele von euch sicherlich auch von ihren anderen Werken betrachtet bestätigen, lobenswert. Sie schafft es, trotz der Schwächen, die die Handlung im Allgemeinen aufzuweisen hat, dem Leser ein kurzweiliges Lesevergnügen zu bereiten, dem man zugutehalten muss, dass es zu keiner Sekunde langatmig ist. In der ersten Hälfte des Romans jedoch finden sich einige unglücklich gewählte und nicht ganz stimmig klingende Formulierungen, die man hätte vermeiden können und die durch ein verdutztes Stirnrunzeln den Lesefluss unterbrechen.

 

Wenn man mich fragen würde, ob ich das Buch weiterempfehlen kann, dann ist die Antwort, die ich darauf geben kann, eine im Zwiespalt:  Zwar gibt es viele Aspekte, die in mir Sympathie zu dem Werk erwecken konnten, aber auch genauso viele, die diesen Eindruck nicht unterstützen. Für diejenigen, die Fans dieses Universums sind, ist „Wonder Woman“ sicherlich ein Muss und ich kann nicht bestreiten, dass man mit diesem Buch nicht spaßige Unterhaltung erfahren kann. Für alle anderen gibt es von mir den Hinweis: Es gibt zahlreiche Werke, die es besser machen. Eure Entscheidung, für was ihr euch letztendlich entscheiden mögt.

 

„Wonder Woman“ ist sympathische und kurzweilige Leseunterhaltung, die einige schwierige Wege zum Erzählen der eigenen Geschichte einschlägt und sich selbst verheddert.

 

Von mir gibt es drei von fünf möglichen Sternen, Tendenz nach unten.