Rezension

Ein Buch, das Mut machen will und Wege aufzeigt aus den Sackgassen des Stillstandes und der Resignation, die sich auch in der Kirche gerne mit dem Festhalten an Althergebrachtem paart.

Wo kämen wir hin? - Martin Werlen

Wo kämen wir hin?
von Martin Werlen

Bewertet mit 5 Sternen

Martin Werlen, Wo kämen wir hin, Herder 2016, ISBN 978-3-451-37556-9

 

Ein radikales Buch legt der ehemalige Abt des Klosters Einsiedeln nach seiner Genesung von einem schlimmen Sportunfall hier im Herder Verlag vor. In einer deutlichen Nähe zu der Botschaft von Papst Franziskus, geht es in diesem Buch um eine „Kirche, die Umkehr nicht nur predigt, sondern selber lebt.“

Er spricht nicht nur seine Kirche an, sondern jeden einzelnen Christen (dabei hat er nicht nur Katholiken im Blick, sondern alle, die an Jesus Christus glauben), wenn er sagt:

„Es geht nicht um einige Verschönerungen. Es geht um Umkehr. Lange haben wir Umkehr einfach den anderen gepredigt. Aber zuerst müssen wir selber leben.“

 

Immer wieder bezieht er sich auf biblische Texte, besonders beeindruckend seine Rezeption des Gleichnisses vom verlorenen Sohn, und auf Mütter und Väter des Glaubens, darunter auch Dietrich Bonhoeffer, um zu verdeutlichen, was er meint.

 

Überzeugend ist seine Darstellung, dass diese Form der Umkehr und des entsprechenden Lebens nicht nur eine Sache für wenige „Heilige“ ist, sondern dass jeder einzelnen Christ, wo immer er auch steht in seinem Leben und Beruf, damit anfangen kann. So lädt er seine Leser ein, sich jeden Tag zunächst nur 5 Minuten zu schenken für eine Zeit der Stille und Introspektion. Schon das, was da zu Tage tritt, wird helfen, an ganz konkreten Stellen im Lebensalltag mit der Umkehr zu beginnen, sich auf sie einzulassen.

 

Dabei ist die Einsicht in gemachte Fehler oder bisherige falsches Verhalten der Beginn jeder auch nur kleinsten Konversion.

 

Einhundertdreiundfünfzig kurze Texte zu vielen verschiedenen Themen hat  Martin Werlen in diesem Buch zusammengestellt und endet mit dem Aufruf und der Ermutigung an seine Leser:

„Als Getaufte dürfen wir es wagen, System loszulassen und uns ganz in Gottes Arme zu werfen. Wir dürfen umkehren. Schon der Gedanke daran kann uns Angst machen. Wo kämen wir hin? Wagen wir es?

 

Ein Buch, das Mut machen will und Wege aufzeigt aus den Sackgassen des Stillstandes und der Resignation, die sich auch in der Kirche gerne mit dem Festhalten an Althergebrachtem paart.