Rezension

Ein Buch das nachklingt

Beim Ruf der Eule - Emma Claire Sweeney

Beim Ruf der Eule
von Emma Claire Sweeney

Bewertet mit 5 Sternen

„Beim Ruf der Eule“ ist der Debütroman der Autorin Emma Claire Sweeney zu dem sie von ihrer autistischen und an Zerebralparese erkrankten Schwester inspiriert wurde.

Die 80-jährige Maeve Maloney führt die kleine Pension Sea View Lodge in Morecambe in der sie Menschen mit geistigen Behinderungen aufnimmt und auch ein zu Hause bietet. Als eines Tages ein alter Bekannter - Vicent Roper - vor der Tür steht, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt.
Vor vielen Jahren hatte sie ihn weggeschickt und die Erinnerungen schmerzen sie heute noch ebenso wie damals, so dass sie ihn am liebsten direkt wieder wegschicken möchte. Kaum jemand außer ihm weiß, dass sie eine Zwillingsschwester hatte, deren Verlust sie bis heute nicht verarbeitet hat.
Neben Maeve erfährt man noch eine Menge über Len und Steph, zwei jungen Menschen mit Down-Syndrom, die Maeve in der Pension zur Hand gehen und die trotz aller Schwierigkeiten langsam in ihr eignes Leben starten wollen.

Der Schreibstil von Emma Claire Sweeney ist sehr ungewöhnlich und dadurch nicht einfach zu lesen. Sie springt ohne Übergang zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her, so dass man gut aufpassen muss, ob man gerade von den aktuellen Ereignissen liest oder Maeve ihren Gedanken an Edie und deren Leben nachhängt.  Dadurch zwingt sie einen zum langsamen Lesen, was ich zu der Geschichte und der Thematik durchaus passend fand.
Zwischendurch gibt es immer wieder Arztberichte über Edie aus denen deutlich hervorgeht wie schwer es die Familie Maloney gehabt hat und mit wieviel Liebe sie sich um ihre kranke und lebensfrohe Tochter gekümmert haben.

Neben dem Leben von Maeve und Edie beschreibt die Autorin sehr einfühlsam das Leben und die Probleme und Träume von Len und Steph. Die beiden sind mir mit ihrer Lebensfreude und ihren Plänen wirklich ans Herz gewachsen.
Maeves Verhalten konnte ich oft nur schwer verstehen. Auch wenn sie es in jungen Jahren nicht immer leicht gehabt hat, waren ihre Handlungen zum Teil schwer nachvollziehbar und ihre so lang anhaltenden Schuldgefühle taten beim Lesen regelrecht weh.

Nachdem ich das erste Drittel des Buches gelesen und mich an den Schreibstil gewöhnt habe, hat es mich wirklich gepackt. Es ist keine Geschichte zum schnellen Lesen, sondern eine die langsam gelesen werden möchte und die – zumindest bei mir – lange nachklingen wird.