Rezension

Ein Buch, das nicht viel braucht, um ein Highlight zu werden

Irmas Enkel
von Leandra Moor

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover des Buches sticht sofort ins Auge. Ein junges Mädchen, inmitten ihrer Familie an einem Gartenzaun. Zu einer Zeit, in der die Familie ihren Alltag ohne den männlichen Part erlebt.
Die Geschichte beginnt genau dort und erzählt vor allem Irmas Leben und ihren Umgang mit dem, was die ganze Familie und auch das sonstige Umfeld belastet: Den Umgang mit dem Krieg.

Leandra Moors Roman ist autobiographisch. Sie hat diese Geschichte selbst durch Erzählungen, Anekdoten und ihrem eigenen Wissen zusammengetragen und nichts beschönigt.
Sie erzählt neben Irmas Erinnerungen auch die Geschichte der kleinen Anni. Einem jungen Mädchen, dass ihren Vater im ersten Feldkrieg verliert und ihn nicht mal richtig beerdigen kann.
Das Leben nimmt seinen Lauf und so wird auch Anni größer und größer und schließlich erwachsen.
Anni findet einen Menschen, der ihr alles bedeutet. Der sie liebt und beschützt, der ihr das Gefühl von Geborgenheit gibt.
Bis zu dem Moment, in dem auch er einbezogen wird und an die Front muss. Für Anni bricht eine Welt zusammen und doch hat sie wenig Zeit zum Trauern, denn auch ihr Leben verändert sich grundlegend.
Der zweite Teil des Buches erzählt Annis Leben ab 1946.
Ein Leben, dass mit weiteren Höhen und Tiefen geprägt ist und in dem sie zwar einen neuen Mann an ihrer Seite hat, aber dennoch nicht glücklich ist.
Was sich anfangs als "Mittel zum Zweck" eignet, um den Hof zu retten, wird zu einer Ehe, in der Anni fortführt, was sie schon immer getan hat: Die Dingen so zu ertragen, wie sie sind. 

Annis Geschichte und ihr Leben haben mich unglaublich berührt. Der Schreibstil von Leanra Moor sorgt an manchen Stellen für wahres Kopfkino, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen.
Auf der Suche nach dem eigenen Glück begleitet der Leser eine Frau, die stärker ist, als es anfangs den Anschein hat.
Ich kann das Buch wirklich jedem ans Herz legen, der sich für die Geschichte interessiert. Und der sich nicht davor scheut, sich selbst ein paar Fragen zu stellen.
Wer sind wir wirklich?
Was haben unsere Großeltern und Urgroßeltern, ebenso unsere Eltern mit unserem eigenen Leben zu tun?
Inwiefern beeinflusst das Leben unserer Vorfahren unser eigenes und wie wäre es verlaufen, wenn auch sie andere Erfahrungen hätten machen können?
Das Buch regt definitiv zum Nachdenken an und ich bin gerne bereit, mich darauf einzulassen.
Auch auf weitere Bücher der Autorin.