Rezension

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Ein Buch, das sehr zum Nachdenken anregt, über das Jetzt und eine mögliche Zukunft.

Der Tag wird kommen - Nina Vogt-Østli

Der Tag wird kommen
von Nina Vogt-Østli

Hans-Petter hat es nicht leicht, er geht in die 8. Klasse und ist das Mobbingopfer der Schule. Vor allem Andreas und seine Bande haben es auf ihn abgesehen. Hans-Petter hat sich daher angewöhnt unsichtbar zu sein, manchmal klappt es, oft aber auch nicht. Er weiß, dass die anderen Mitschüler ihm geistig unterlegen sind, aber körperlich kommt er gegen Andreas Bande einfach nicht an. Es ist schwer für ihn, doch er hält irgendwie durch, denn er weiß, eines Tages kommt sein Tag und alle Peiniger werden sehen, was sie davon haben. Die Autorin Nina Vogt-Østli hat mit „Der Tag wird kommen“ ein Buch geschaffen, dass mich überrascht hat. Zuerst dachte ich, es würde sich ausschließlich um Mobbing drehen und die daraus zwangsläufige Kurzschlussreaktion des Protagonisten. Dem ist aber gar nicht so, denn während des Buches ändert sich die Situation komplett und das Opfer wird zum Täter, allerdings nicht gegen seine Peiniger, wie man annehmen könnte. Es kommt ganz anders, als man es sich als Leser während dem Lesen der ersten Buchhälfte denken könnte.

Bereits das Cover hat mich sehr neugierig auf das Buch gemacht, denn es zeigt ein Jungengesicht, welches einerseits traurig, fragend aber auch gleichzeitig bedrohlich wirkt. Das Gesicht ist farblos, nur die schräg verlaufenden roten Streifen geben dem Cover Farbe. Auf den Streifen sind Bilder aus der Vergangenheit, deutscher Geschichte aufgedruckt. Der Autorenname, als auch der Titel sind in weißen Großbuchstaben, in sehr großer Schrift über das ganze Cover gehend gedruckt. Unten, ebenfalls in weißen, kleiner gedruckten Großbuchstaben ist der Verlag angegeben. Das Cover ist weiß umrandet.

Der Protagonist Hans-Petter ist ein kluger Kopf, der in der Schule zwar das Mobbing-Opfer schlechthin darstellt, aber geistig seinen Mitschülern weit voraus zu sein scheint. Er handelt überlegt und durchdacht, was seine Intelligenz nochmals unterstreicht. Aber dennoch hat er Angst, denn er weiß, er kann körperlich nichts ausrichten. Die Autorin schildert die Geschichte aus der Sicht von Hans-Petter, so dass man sich gut in ihn hineinversetzen kann. Sie schreibt im jugendlichen Sprachstil und macht auch vor pikanten Worten nicht halt, was das Ganze noch authentischer wirken lässt.

Auch Fera, die ominöse Chatpartnerin, die die Zukunft zu kennen scheint, wurde gut ausgearbeitet und wurde sehr gut, wenn auch anfänglich etwas seltsam anmutend,  in die Geschichte eingebaut. Sie wird Hans-Petters beste Freundin, obwohl sie eigentlich etwas ganz Anderes vorgehabt hatte. So, endet das Buch mit einer Überraschung für den Protagonisten, die der Leser vorher nicht zu ahnen vermag. Auch die anderen wichtigen Figuren, wie Andreas und seine Bande oder auch der verhasste Lehrer, kommen in dem Buch gut zur Geltung und bleiben nicht farblos. Ich hatte während des Lesens ein wirklich gutes Kopfkino, was mir nicht allzu oft passiert und die Figuren wurden beim Lesen lebendig. Auch die Umgebungen in der sich sowohl Hans-Petter als auch Fera aufhaltend, sind gut geschildert, so dass man sich diese gut vorstellen kann.

Ein wirklich sehr guter skandinavischer Jugendroman über Mobbing und das Böse an sich sowie die Frage, was wäre, wenn man seine Zukunft kennen und diese steuern könnte. Ein Buch, das sehr zum Nachdenken anregt, über das Jetzt und eine mögliche Zukunft. Wollen wir hoffen, dass das Szenario im Buch niemals Wirklichkeit wird. So eine Zukunft sollte keiner haben müssen, auch wenn es alle Probleme wohl lösen würde?!