Rezension

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Ein Buch, das tiefer geht, als offensichtlich

Drei Wünsche hast du frei - Jackson Pearce

Drei Wünsche hast du frei
von Jackson Pearce

Bewertet mit 5 Sternen

3 Wünsche sind nicht immer leicht zu formulieren.

Ich besitze dieses Buch bereits seit Jahren. Und seit jeher lese ich es immer wieder gerne.

Zum Inhalt:

Berühmt sein? Alles Geld der Welt besitzen? Jede Sprache beherrschen wie die Muttersprache?
Was sollte man sich wünschen, wenn man drei Wünsche freihätte. Beinahe unbegrenzt? Nur wenige Regeln. Ein Dschinn kann dich nicht in etwas verwandeln, was du nicht bist. Ein Dschinn kann keinen Wunsch für immer gewähren. Nichts hält ewig.

Viola hat sich vor Monaten von ihrem Freund getrennt. Beziehungsweise andersherum, denn ihr Kinderfreund hat festgestellt, dass es nicht ein Mädchen ist, das
ihn anzieht, sondern eher die Jungen sind –er ist schwul.
Viola ist nach wie vor mit ihm befreundet, doch ist sie die Leittragende. Lawrence ist beliebt. Sie selber fühlt sich nicht mehr vollständig. Unsichtbar. Nicht dazugehörig.
Und all diese Gefühle erzeugen einen so starken Wunsch in ihr, dass sie damit einen Dschinn beschwört. Dieser soll ihr drei Wünsche erfüllen und danach wieder in seine Welt verschwinden.
Schön und gut. Aber was wünscht man sich, wenn man einmal die Chance dazu hat? Während sie nachdenkt, verzweifelt der Dschinn über jede vergangene Minute, in der er älter wird –in seiner Welt altert er nie –in der sich alles in jeder Sekunde verändert.
 

Wie gut kann eine perfekte Welt sein? Keine Katastrophen, kein Altern, keine Veränderungen? Alles sieht perfekt aus. Ist perfekt. So perfekt, dass keiner der Dschinns einen eigenen Namen hat. Sie leben miteinander. Sie bilden Paare, aber keines davon hat eine Zukunft. Und niemand stört sich daran. Man ist ersetzbar.

Der Dschinn –den Viola schließlich einfach als Dschinn ausgibt und ihn somit einen Namen gibt –erkennt, dass seine Welt nicht der Segen ist. Sie ist der Fluch. Was ist man wert, ohne Namen, ohne jemanden, der einen vermissen würde? Ohne Partner oder wirkliche Freunde? Er zweifelte schon öfters daran, lebte es aus, Blumen zu überbringen, um wenigstens einen kleinen Moment der Freude zu sehen, wenn sich ein Dschinn tatsächlich wie ein außergewöhnliches Wesen fühlt.
Dschinns Meinung schlägt um, er will nicht mehr, dass Viola einen Wunsch ausspricht. Er will bei ihr bleiben.

Warum ich das Buch so sehr liebe:

Vordergründig gesehen ist es eine einfache Liebesgeschichte zwischen ihm –übernatürlich –und ihr –menschlich. Die beiden kommen sich nach einer Weile näher und keiner von ihnen will, dass ein Wunsch ausgesprochen wird, denn dann müsste Dschinn wieder zurück und Viola würde ihn vergessen.

Also nichts Besonderes.

Es ist vermutlich der Hintergrund, warum ich diese Geschichte so liebe. Sie erzählt auf ganz einfache Weise das Problem, das viele Leute in der Moderne haben. Jeder strebt danach perfekt zu sein. Schlank, schön, intelligent, gleich erfolgreich. Die Norm, nicht individuell.
Jeder ist der Meinung, dass es einfach wäre, sich diese Wünsche auszusuchen. Und für viele Herren oder Herrinnen der Dschinns ist es auch so.
Doch Viola ist anders. Sie macht sich Gedanken und erkennt trotz ihres Alters, dass man sich nicht einfach wünschen kann ‚glücklich zu sein’ und es passiert. Man muss daran arbeiten, denn jeder ist seines Glückes Schmied.

Anderseits fand ich die Darstellung von Dschinn ebenso gelungen. Er lebt in der perfekten Welt und zunächst will er nichts anderes, als dorthin zurück. Dort verändert sich nichts und dort altert auch niemand. Aber ist es das wert? Oder ist es doch eher ein Fluch? Dschinn erkennt; es ist eher der Fluch. Wenn sich nichts verändert und jeder gleich ist, kann man eigentlich auch nicht glücklich sein. Er zieht das Chaos der Menschenwelt vor.
Die engen Freundschaften und Liebschaften, die diese Wesen mit aneinander verbindet. Die einen verändern, allerdings auch formen. Auch wenn es Schmerz gibt, so kann daraus wieder etwas Gutes entstehen.

Sehr schön sieht man das an der Charakterentwicklung der beiden Hauptcharaktere. Die Kapitel sind abwechselnd aus ihren Sichten geschrieben und werden mit dem Namen des Erzählers als Überschrift eingeleitet. Besonders schön hierbei fand ich, dass zunächst bei Dschinn ‚Ein Dschinn’ als Überschrift, bald dann jedoch einfach ‚Dschinn’ als Name dort stand.
Schlussendlich liebe ich die Feststellung, die Viola macht. „Man ist immer ganz, nur weil manchmal Teile abbrechen, ist man selbst nicht kaputt. Wir suchen nur nach Teilen, um vollständiger zu werden und die die dazu bestimmt sind, bleiben.“

Diese Erkenntnis hatte mich damals beeindruckt und ich wünschte, die Autorin hätte eine Fortsetzung geschrieben.

Allerdings ist natürlich nicht alles gut an dem Buch.

Zum Schluss muss ich noch ein bisschen Kritik dalassen. Die Zeitform ist meiner Meinung nach sehr schlecht gewählt und sollte das ‚Übliche’ sein. Das ist mein größer Kritikpunkt.
Hinzu kommt, dass die Charaktere anstatt ‚Ja’ andauernd ‚Yeah’ sagen. Das mag an der Übersetzung liegen und auch wenn ich kein Problem mit Englisch habe lese ich eigentlich lieber immer die deutsche Version, wünschte mir jedoch, dass sie das geändert hätten.
Zudem hätte die Autorin sich für die Charakterentwicklung vielleicht ein wenig mehr Zeit lassen können, sodass eine längere Geschichte entsteht und alles nicht ganz so gepresst wird.
(Und ein anderer Name für Dschinn wäre toll gewesen).

 

Dennoch ändert es nicht meine Meinung über das Buch, das ich nur gerne jeden ans Herz legen möchte.