Rezension

Ein Buch , das unter die Haut geht!

Schatten ohne Licht: Roman - Marcus Theis

Schatten ohne Licht: Roman
von Marcus Theis

Die beiden Geschwister, Seonghan und Jeongah, wachsen in Nordkorea auf. Der Hunger ist Alltag, der Verzicht gewohnt, anders kennen die beiden es nicht. Aber woanders ist es noch viel schlimmer, so sagt man. Erst als Seonghan zum Militär einberufen wird und ihm ein Kamerad heimlich Fotos zeigt, Satellitenaufnahmen von Südkorea und China, nagen die ersten Zweifel an ihm und er spielt mit dem Gedanken an Flucht. Doch ist das die Lösung?

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Es hat mich sehr berührt und hallt heute noch, Tage nach der Lektüre, in mir nach. Marcus S. Theis hat ein großartiges, aufwühlendes Werk geschaffen, dem ich viele Leser wünsche.

Es würde mir schwer fallen, die ganzen Grausamkeiten in Worte zu fassen, die hier geschildert werden. Theis schafft das. Ohne Effekthascherei. Ohne Emotionen. Klar und nüchtern erzählt er, lädt den Leser als stillen Beobachter ein. Und der muss viel aushalten. Denn jeder Satz, jedes Wort ist so intensiv, dass man es kaum aushalten kann. Wir erleben alles hautnah mit und leiden still mit den Protagonisten. Diese sind zwar erfunden, aber der Autor hat wahre Berichte von Nordkoreaflüchtlingen eingebaut und das macht das Ganze nur noch schlimmer. Das Buch hat mich sehr traurig und betroffen zurückgelassen. Und gleichzeitig dankbar, dass ich die Gnade habe, nicht in einem solchen Regime leben zu müssen. Und gleichzeitig wütend, dass wir nichts dagegen tun (können?). Niemand auf der Welt sollte ein solches Leben haben. Aber auch die "Freiheit" in Südkorea, ist alles andere als erstrebenswert. Hier herrscht ein Leistungs- und Schönheitswahn, der nicht zu unterschätzen ist.

Ein zutiefts erschütterndes Buch, das in all seiner Traurigkeit, doch einen Funken Hoffnung zeigt. Denn nur wo Licht ist, kann es auch Schatten geben.