Rezension

Ein Buch, das von der Unberechenbarkeit seiner Charaktere lebt

Lola - Melissa Scrivner Love, Melissa Scrivner Love

Lola
von Melissa Scrivner Love Melissa Scrivner Love

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover hat es mir wirklich angetan, egal wie oft ich es anschaue. Es vermittelt spielend leicht das Gefühl eines heißen Tages in Los Angeles, wo die Hitze über dem Asphalt flimmert und nicht einmal die Nacht Abkühlung zu bringen vermag. Die Silhouette einer Frau mit einer Waffe in der Hand vermittelt subtil den Eindruck, dass es sich hier nicht um einen Roman handelt, der sich in der Glitzerwelt Hollywoods abspielen wird, sondern die Schattenseiten der Stadt im Blick hat.

Die Geschichte klingt erstmal verheißungsvoll: Lola wirkt wie eine Chica unter vielen in dem hispanischen Viertel L.As. Die Freundin des Anführers der Crenshaw Six Gracia, die sich um seinen Haushalt und ihre drogenabhängige Mutter kümmert. Doch der Schein trügt: In Wahrheit ist die Lola die gnadenlose und überlegte Anführerin der Gang, die mehr will als nur ihr kleines Viertel zu kontrollieren. Aus diesem Grund zieht sie ihre kleine Gang in einen Krieg hinein, in dem sich plötzlich zwischen zwei Kartellen wiederfinden und Lolas Leben in Gefahr gerät.

Die Geschichte lebt wirklich vor allem dadurch, dass man nie genau weiß, was als nächstes passiert. Normalerweise kann ich schon zu Beginn eines Buches einen ungefähren Handlungsverlauf vorhersehen, das war bei diesem Buch allerdings nicht der Fall und ich war bei einigen ‚Wendungen‘ schon überrascht. Der Schreibstil hat mir im Großen und Ganzen gute gefallen, weil er leicht und flüssig war. Man konnte die Geschichte ganz gut in einem Rutsch lesen. Obwohl ich den Anfang spannend fand und mich besonders das ungewöhnliche Setting in seinen Bann gezogen hat, ließ das ab der Mitte des Buches nach. Dies lag vor allem daran, dass es schwer war, eine Nähe zu den Personen aufzubauen. Lola ist zwar die unangefochtene Hauptperson, mir fiel es aber schwer, sie zu greifen, weil ihr Handeln so ambivalent ist. Mal lässt sie sich vollkommen von ihren Gefühlen leiten, mal fühlt sie das eine, tut aber das andere. Das macht die Geschichte zwar interessant, aber Lola als Person nicht so richtig verständlich. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Emotionen zwar genannte und beschrieben, aber nicht von ihr empfunden werden.

Alles in allem war es eine solide Geschichte, die man gerade deswegen lesen kann, weil sie anders ist und man viele Handlungen so nicht erwarten würde, mir kommen die Personen aber nicht wirklich nahe.