Rezension

Ein Buch das zu Herzen geht, vielschichtig, tiefsinnig, emotional und ergreifend

Ein Song bleibt für immer - Alice Peterson

Ein Song bleibt für immer
von Alice Peterson

Normalerweise gehen ich beim Schreiben meiner Rezensionen immer nach einem gewissen Schema vor, um das gelesene Buch zu bewerten. Dieses Buch kann man jedoch in kein Schema pressen. Es ist einzigartig und hat mich auf eine Weise berührt, die ich nur schwer in Worte fassen kann.

Worum geht es

“Ein Song bleibt für immer” gibt einen Einblick in das Leben der seit ihrer Geburt an Mukoviszidose erkrankten Alice. Mukoviszidose ist eine Lungenkrankheit, die den betroffenen Personen die Luft zum Atmen raubt und zum frühzeitigen Tod führt. Nur eine Lungentransplantation kann Alice noch retten. Trotz oder gerade wegen dieser Krankheit ist Alice eine Kämpfernatur, die ihr Leben in vollen Zügen lebt und alles daran setzt, ihren Traum zu verwirklichen – eine berühmte Sängerin zu werden und einen Plattenvertrag zu bekommen. Alice lernt Tom kennen und zwischen den beiden entwickelt sich eine romantische Liebesgeschichte. Doch die Krankheit drängt sich immer wieder in den Vordergrund.

Was ich über das Buch denke

Das Buch geht sehr geschickt und einfühlsam mit dem Thema Mukoviszidose um. Als Leser erfährt man sehr viele Details über diese genetisch bedingte Krankheit und was es bedeutet damit zu leben. An keiner Stelle wird es dabei langweilig, belehrend oder zu wissenschaftlich.

Alice ist eine unglaublich starke junge Frau. Sie erzählt den größten Teil der Geschichte aus ihrer persönlichen Perspektive und wird mit ihrer humorvollen, selbstironischen Art bereits nach wenigen Seiten zu einer guten Freundin, von der man meint, sie bereits eine Ewigkeit zu kennen. Ich habe mit ihr und ihrer Freundin Cat über Witze lachen können und habe mit ihr gelitten, wenn die Luft zum atmen fehlte oder sie einen ihrer Anfälle hatte.

Stellt euch vor, ihr lebt euer Leben in dem Wissen, dass ihr wahrscheinlich nicht älter als 30 werdet. Wie geht man mit diesem Damoklesschwert um, dem Tod der nur einen Atemzug weit entfernt ist. Wie lebt man damit, eigentlich keine Zukunft zu haben. Lieben, Heiraten, Kinder bekommen – ganz natürliche Dinge sind plötzlich unwahrscheinlich bis unmöglich. Das Buch beleuchtet verschiedene Varianten, wie die Betroffenen trotz allem ihr Leben leben.

Neben Alice Ich-Erzählung kommt auch ihre Mutter Mary zu Wort. In Tagebucheinträgen beschreibt sie ihre Sicht der Dinge. Diese Abschnitte sind sehr emotional und gehen ans Herz, gibt Mary doch einen tiefen Einblick in ihre Gefühle und Ängste als Mutter.

Es wird sehr gut deutlich, dass Alice, die mit der Krankheit leben muss, nicht die Einzige ist, die darunter leidet. Ihre Familie, Eltern und ihr Bruder, aber auch ihre Freunde und sogar die Freunde ihrer Freunde werden alle auf die ein oder andere Weise mit der Krankheit konfrontiert und müssen damit klarkommen.
Es ist wunderschön, Zeuge der bedingungslosen Liebe und Fürsorge zwischen den Mitgliedern aus Alice Familie zu werden. Wie sie die harte Realität der Krankheit meistern und dabei nie aufgeben oder zusammenbrechen, finde ich unglaublich stark.

Dieses Buch ist voller Denkanstöße: der Umgang mit Menschen mit einer schweren Krankheit, Organspende und Organtransplantation, der Sinn des eigenen Lebens… und trotz all dieser ernsten und schweren Themen ist dieses Buch voll von schönen Momenten und lustigen Szenen, die einem den Ernst und die Traurigkeit wieder vergessen lassen. Hat man gerade noch einen Klos im Hals, weil Alice darum fleht, noch nicht sterben zu müssen, so lacht man bereits auf der nächsten Seite wieder über eine urkomische Bemerkung von ihrem Freund Tom.
Die Geschichte ist voll mit Liebe und Lebenslust und auf jeder Seite ist das Herzblut zu spüren, dass die Autorin, Alice Peterson, in dieses Buch hat fließen lassen.

Alice arbeitet verbissen an ihrem Musikprojekt. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als der Welt etwas von sich zu hinterlassen, für den Fall, dass ihre Krankheit das letzte Wort haben sollte. Das Cover des Buches greift diesen Aspekt sehr schön auf. Eine Schallplatte dreht sich mit einer jungen Frau in der Mitte. Vielleicht ist es Alice erstes Album.

Die Geschichte von Alice ist angelehnt, an das Leben der britischen Sängerin Alice Martineau. Ich würde davon abraten, sich vor dem Lesen über die Sängerin zu informieren, um so nichts vorweg zu nehmen. Aber am Ende sollten ihre Lieder erklingen und so der Alice aus dem Roman und der realen Alice, das letzte Wort und die letzte Melodie lassen.

Mein Fazit

Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es wartet eine Achterbahnfahrt der Gefühle und es werden Tränen kullern vor lachen und vor weinen, aber genau das, macht dieses Buch so besonders. Ein wunderschönes Buch, vielschichtig, tiefsinnig, emotional, ergreifend