Rezension

Ein Buch das zwickt

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von Hanna Bervoets

Bewertet mit 4 Sternen

Leider ist das keine Utopie. Es ist wohl tatsächlich erforderlich, dass eigens dafür Angestellte Moderatoren unangemessene Beiträge in sozialen Medien entfernen. Warum man unbedingt Hasskommentare, Brutalität, Verstörendes, Pornographisches oder Diffamierendes posten muss, ist ein anderes Thema. Aber was es mit jemandem macht, der diesen ganzen Müll zensieren muss, das bekommt man hier vorgeführt.

Kayleigh ist Moderatorin bei HEXA und prüft Inhalte, die als unangemessen gemeldet wurden. Und um zu beurteilen, ob sie wirklich unangemessen sind, muss man sie erst einmal genau ansehen. Es gibt Richtlinien, nach denen man solche Beiträge untersucht. Die Hexa-Mitarbeiter haben Lehrgänge dazu besucht und können damit umgehen. Außerdem haben sie Quoten zu erfüllen und werden streng kontrolliert. Der Job ist hart, aber gut bezahlt.

Man muss sich ein bisschen in dieses Buch hineinfinden. Eigentlich erwartet man Skandalöses, bekommt aber zunächst eine Liebesgeschichte. Kayleigh und Sigrid arbeiten beide bei Hexa und sind frisch verliebt und glücklich. Mit der Zeit verändert sich aber ihre Beziehung. Auch manche Kollegen scheinen sich sehr verändert zu haben.

Auf sehr subtile Weise bekommt man hier vorgeführt, was es mit Menschen machen kann, wenn sie ständig Verschwörungstheorien oder sonstigen Mist zu hören bekommen. Irgendwann ist man mindestens verstört, kann leicht die Orientierung oder auch das Maß für Werte verlieren.

Hanna Bervoets erzählt diese Geschichte sehr fesselnd. Dieses Buch liest sich von selbst. Es arbeitet nicht mit dem großen Paukenschlag aber mit vielen kleinen fiesen Seitenhieben. Es ist ein böses Buch, das nicht erschüttert, aber ordentlich zwickt. Vielleicht ist es ein bisschen sehr kurz, trotzdem bin ich beeindruckt.