Rezension

Ein Buch des Grauens und des Verlusts

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Miriam ist 15 Jahre alt als sie an ihrer Schule einen Amoklauf erlebt. Ihr Mitschüler Matias Staudt tötet Schüler und Lehrer. Miriam muss mit ansehen, wie ihr Freund Tobias angeschossen wird. Später stirbt er im Krankenhaus. Von einer Sekunde auf die andere verändern sich für Miriam ihr gesamtes Leben, ihre Träume, ihre Zukunft. Alles ist nicht mehr wie es war. Die Schüler und Lehrer sind traumatisiert, aber ihnen zu helfen ist schwer, denn jeder Mensch reagiert eben anders auf ein solches Ereignis. Doch bei allen zerstört dieser Amoklauf ihren Alltag und ihren Glauben.

In diesem Buch begleitet der Leser Miriam, ihren Alltag und ihren Weg zurück ins Leben danach, der durch viele Höhen und Tiefen geprägt ist und auch immer von der Frage begleitet wird, wo die Schuld für diesen Amoklauf liegt. So fragt sich Miriam, ob es nicht auch ihre Schuld ist, dass Matias Staudt zum Amokläufer wurde, denn er war ein Außenseiter und wurde von der Gemeinschaft ausgegrenzt.

Das Buch ist schonungslos, es spiegelt Teile unserer heutigen Gesellschaft wieder. Hier wird nichts erklärt und nichts geschönt. Hier wird geliebt, gemobbt und gehasst und aus diesen Gefühlen entwickeln sich Handlungen, gute und schlechte.

„Es wird keine Helden geben“ ist ein Buch des Grauens, eine Geschichte über den Verlust aber auch eine Geschichte, die deutlich macht, dass Fehler menschlich sind und es sich lohnt zu leben und nach vorne zu blicken. Die junge Autorin Anna Seidl berührt den Leser so tief, dass er es nicht schaffen wird, die Tränen zurückzuhalten. Manch einer wird den Kopf schütteln, Schuldzuweisungen aussprechen oder einfach nur fassungslos sein. Aber all das ist menschlich, auch die Unmenschlichkeit dieser hier beschriebenen Taten.

Der Autorin gilt ein großes Lob, denn sie hat in so jungen Jahren so tiefe, wenn auch schreckliche, Emotionen zu Papier gebracht. Lange hat mich ein Buch nicht mehr so berührt wie dieses hier. 

Copyright © 2014 by Iris Gasper