Rezension

Ein Buch für die Feuilletonisten Deutschlands

Der falsche Gruß -

Der falsche Gruß
von Maxim Biller

Selten hab ich so eine "Angst" vor dem Schreiben einer Rezension gehabt, wie bei diesem Buch von Maxim Biller. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man sich nach der Lektüre des vorliegenden Romans "Der falsche Gruß" einfach zu dumm vorkommt, um sich überhaupt anmaßen zu können, eine Meinung dazu zu haben. Ein Minenfeld, welches man am liebsten gar nicht erst betreten möchte. Doch woran liegt das?

Sicherlich ist dies durch die  unglaublich selbstreferenzielle und intellektualisierte Art, wie Biller seine (nennen wir sie lieber) Novelle aufzieht, begründet. Wir lernen einen Schriftsteller und Historiker ohne Abschluss kennen, der einem im Berliner Literaturbetrieb etablierten jüdischen Schriftsteller den falschen, nämlich namentlich den Hitlergruß, zeigt, nachdem er sich durch ein noch im Laufe der Geschichte näher zu definierendes Ereignis bzw. eine Ereigniskette provoziert fühlt. Unser Schreiberling mit dem zu locker sitzendem rechten Arm hat zufällig auch in der Familie die ("eigentlich alles nur Opfer") Naziverwandtschaft. Gerade zu Beginn strotzt die Geschichte nur so vor Querverweisen in Klarschrift oder abgeändert auf die Literaturwelt Berlins. Wer da nicht absoluter Insider ist, hat schon und fühlt sich einfach nur verloren in diesem Werk. Wer sich nicht verloren, sondern ertappt fühlen dürfte, sind all die Feuilletonisten Deutschlands, die mitunter mit einer Doppelmoral über die Geschichtsvergessenheit der Deutschen sinnieren. Denn letztendlich lässt sich der Inhalt am wahrscheinlichsten auf das (Billers) Kernthema des Antisemitismus herunterbrechen und der Umgang damit unter Intellektuellen. Die literarisch interessierten Leser*innen aus der Durchschnittsbevölkerung kann jedoch mit diesem Text höchstwahrscheinlich nicht viel anfangen. So ging es jedenfalls mir. Erst mit diversen Rückblicken hatte ich gegen Ende der nur 128 Seiten das vage Gefühl ein wenig vom Text verstanden zu haben.

Aufgrund der großen Uneindeutigkeiten in Billers Roman, kann ich jedoch zum Inhalt nur Vermutungen anstellen und überlasse den Rest dem Feuilleton.