Rezension

Ein Buch für nachdenkliche Menschen

Das Leben eines Anderen -

Das Leben eines Anderen
von Keiichirō Hirano

Bewertet mit 4 Sternen

Die Idee des Identitätstausch hat mich neugierig gemacht. Des Weiteren lese ich wenige japanische Autor:innen und möchte das gerne ändern. Aus diesem Grund griff ich zu diesem Roman. Das Cover passt sehr gut zum Roman, einmal zur Handlung, die zwei Gesichter präsentieren gut den Identitätstausch und die schlichten Farben passen sehr gut zum sehr nüchternen Schreibstil.

Protagonist ist Akira Kido, Ende 30, verheiratet und Vater eines kleinen Jungen. Er ist Anwalt und sein neuer Fall verändert sein Leben. Eine ehemalige Klientin bittet ihn Informationen über ihren verstorbenen Ehemann herauszufinden, denn es hat sich herausgestellt, dass alle wichtigen Dokumente gefälscht sind und sie jetzt nicht einmal weiß, wie der richtige Name ihres Mannes lautete. Kido, der selbst unzufrieden mit seinem Leben ist, begibt sich auf die Suche und merkt schnell, dass es ein komplexes System von Identitätstausch gibt und er ist fasziniert.

Kido wird menschlich sehr vielschichtig beschrieben und ich konnte mich gut in ihn hineinfinden. Neben dem Identitätstausch fand ich besonders die Beschreibungen des politischen Konflikts zwischen Japan und Südkorea interessant, wo von ich bis dahin eigentlich nichts wusste. Über diesen Konflikt erfährt anhand des Protagonisten, dessen Eltern Südkoreaner sind und das färbt auf sein Leben negativ ab. Er erfährt Rassismus, den ich so in Japan nicht erwartet hätte. Der Identitätstausch ist dann ein philosophisches Thema mit der spannenden Frage: was passiert, wenn man seine Identität abstreift?

Sprachlich bleibt es sehr nüchtern, hatte bei mir aber trotzdem einen starken emotionalen Anklang. Man muss sich auf den Roman einlassen können, es ist kein spannender Unterhaltungsroman.