Rezension

Ein Buch mit einem Tabu-Thema

Stockholm - Sophie Nuglisch

Stockholm
von Sophie Nuglisch

Bewertet mit 4 Sternen

Stell dir vor, du verbringst einen gemütlichen Abend zuhause und merkst, dass sich jemand in das Elternhaus Zugang verschafft hast. Du bist noch unerfahren, erst 17 Jahre alt und willst schauen, was passiert ist. Und dann wirst du entdeckt, gefoltert, vergewaltigt und entführt. Und das geschieht nur, weil deine Entführer seit frühster Kindheit ein Problem mit Frauen haben. Doch einer von den drei Entführern ist anders. Es scheint, als ob er nicht komplett in einen sadistischen Rausch verfallen ist. Doch das schlimmste an der ganzen Sache ist dies, dass du dich an diesen Menschen bindest. Es ist eine Nacht, die komplett dein Leben auf den Kopf stellt.

Und diese Geschichte widerfährt der Protagonistin Caja.

Die Autorin weist einen lockeren, bildhaften und poetischen Schreibstil, wodurch man einfach in die Geschichte reinfinden kann. Die Geschichte im Buch Stockholm findet auf zwei Zeitebenen statt. Zum einen in der Gegenwart, in der wir das ganze Leid um Caja, verursacht durch die Entführer, verfolgen. Zum anderen erfahren wir durch Rückblicke in die Vergangenheit viel über die Entführer und ihre Entwicklung zu derartigen sadistischen Monstern. Dabei wird die Gegenwart aus der Sicht der Protagonistin und die Vergangenheit aus der Sicht von Casper, einem der Entführer, geschildert. Die Autorin entwirft sehr detaillierte Charaktere, die mir gefallen haben. Durchgängig fiebert mit man mit Caja mit und hofft, dass sie sich endlich aus der Gefangenschaft befreit. Die Emotionen werden somit toll rübergebracht. Im Roman lässt sich eine große Brutalität wiederfinden, wodurch ich eine Trigger-Warnung aussprechen kann. Um nichts vorwegzugreifen, kann ich sagen, dass mir eine gewisse Tiefe in der sich entwickelnden Beziehung zwischen Caja und Casper gefehlt hat. Ich empfand, dass sich alles rundum zu schnell entwickelt hat.  Auch schade fand ich, dass irgendwann die Spannung weniger geworden ist, da sich die Handlungen ihrem Konzept oftmals wiederholten.

Auch wenn das Buch einzelne Schwachstellen aufweist, kann ich sagen, dass dies ein besonderes Buch ist, da die Autorin sich in diesem Roman einem außergewöhnlichen Thema widmet, welches in zahlreichen anderen Büchern verschwiegen wird. Zum Schluss wäre noch die Gestaltung des Buches zu loben und ich freue mich auf „Venus“ ein weiteres Buch der Autorin.