Rezension

Ein Buch mit immenser Sogwirkung

Liber ut avis - Julia Rieger

Liber ut avis
von Julia Rieger

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT
Die 23-jährige Emma Percen hat in ihrem jungen Leben schon einiges durchmachen müssen. Die Mutter war eine Drogenhure und der Vater ein reicher Unbekannter. Vor der alkoholsüchtigen und gewalttätigen Großmutter flieht sie ins Heim, wo ein pädophiler Pfleger sein Unwesen treibt. Traumatisiert schmeißt Emma trotz hoher Intelligenz die Schule und wird vom Drogendealer Finn aufgefangen. Doch der vermeintliche Retter ist ein skrupelloser Gewaltmensch, der sie mit Tabletten vollpumpt, für sich arbeiten lässt und sie körperlich quält.

Doch Emma will weg aus Frankfurt und weg von ihrem Peiniger Finn. Infolge macht sie einen Entzug und flüchtet in ihre Heimatstadt. Dort kennt man das berüchtigte Mädchen mit dem blauen Haar nur allzu gut und alte Wunden platzen wieder auf. Sie mutiert zum Workaholic, um Albträume und Erinnerungen zu besiegen. Gute Freunde helfen ihr dabei, zurück ins "normale" Leben zu finden. Doch wird Finn seine beste Mitarbeiterin einfach so ziehen lassen?

MEINUNG
Julia Rieger hat mit "Liber ut avis" ein sehr spannendes, temporeiches Buch geschrieben, das von seiner kämpferischen Protagonistin Emma lebt. Ab der ersten Zeile taucht man in die kaputte und traurige Welt von Emma ein und kann einfach nicht mehr aufhören zu lesen - eine wahre Sogwirkung setzt ein. Viel zu oft bekommt rastlose Emma die schlechten Seiten des Lebens zu spüren und muss unentwegt einstecken. Gott sei Dank hat sie liebenswerte Freunde an ihrer Seite, die sie verstehen wollen, auch wenn Emma ihre Ängsten und Sorgen viel zu oft mit sich selbst auszumachen versucht. Ihr größter Anker ist ihr unaufgeregter Freund aus Kindertagen. Sebastian, der Sohn aus gutem Hause, weiß nicht, dass sie ihn immer noch liebt. Er will heiraten, nur nicht Emma. Eine einseitige Romanze ohne Zukunft?

Geschickt verbindet die Autorin in diesem Roman mehrere Genre auf versierte Weise miteinander - Thriller/Krimi und Romanze. 

Der unkonventionelle Schreibstil ist erwähnenswert. Rieger wechselt im Kapitel schnell zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, was der Geschichte Spannung und Tempo verleiht. Darüber hinaus baut sie Briefe und SMS an passenden Stellen in den Fließtext ein, was diesen sehr auflockert. Interessant ist auch, dass die Protagonistin Emma von sich auch gern einmal in der dritten Person spricht, wenn es um zurückliegende Ereignisse geht. Auch der Buchtitel wurde perfekt auf den Plot und vor allem auf die freiheitsliebende Emma abgestimmt. Summa summarum Riegers Roman weiß inhaltlich und sprachlich mitzureißen und ist damit alles andere als dröge.

FAZIT
Ein intensives Leseerlebnis, das ich bedenkenlos weiterempfehlen kann. Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.