Rezension

Ein Buch mit Sogwirkung

Meine dunkle Vanessa - Kate Elizabeth Russell

Meine dunkle Vanessa
von Kate Elizabeth Russell

Bewertet mit 4 Sternen

Schon nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich keine Ahnung, wohin mich diese Geschichte führen wird, dennoch war ich neugierig und wollte dieses Buch lesen.

 

Für mich war das Buch, mit seinem Inhalt keine leichte Kost. Mein Vorhaben es im Sommerurlaub auf Kreta zu lesen, scheiterte. Denn solch Thematik trübt wohl bei jedem Leser die Stimmung. Nach einigen Kapiteln musste ich das Buch immer wieder zur Seite legen und über das Gelesene nachdenken.

 

Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Im Jahr 2000 ist Vanessa 15 Jahre alt und 2017 erzählt sie ihre Erlebnisse aus der Sicht einer 32-jährigen. Ich fand beide Sichtweisen auf ihre eigene Art interessant zu verfolgen. Alles was nach 2000 passierte, prägte Vanessa auf jeden Fall für ihr restliches Leben.

 

Und alles begann in ihrem letzten Highschooljahr, als Vanessa auf ihren Englischlehrer Jacob Strane trifft. Spürt man anfänglich lediglich seine Bewunderung für Vanessa als strebsame Schülerin, ändert sich dieses Gefühl sehr schnell.

 

Nachfolgende Seiten zeigen auf, wie sich der 27 Jahre ältere Lehrer und seine Schülerin annähern. Jacob Strane, welcher eine Autoritätsperson darstellt, versucht Vanessa auf verschiedenen Kanälen zu erreichen und wie der Klappentext bereits verrät, wird er Erfolg haben. Schnell wird klar, wie Vanessa auf sein Verhalten reagiert. Sie wirkt nicht direkt naiv, sondern wird einfach immer mehr manipuliert und verliert sich in einer Geschichte, welche ihr als Liebesgeschichte erzählt wird. Ihre Gedankengänge waren zum einen interessant, zum anderen erschreckend.

 

Als Leserin konnte ich Vanessas Verhalten und Aussagen an manchen Stellen sehr schwer einschätzen. Aus ihrem Mund klang alles so, als ob es ihr von Jacob Strane  direkt auf die Zunge gelegt wurde. An anderen Textstellen wirkte sie wieder sehr gefasst und realitätsnah. Auf diesen Seiten spürte man, dass sie genau wusste, was sie tut bzw. was da zwischen ihr und ihrem Lehrer abläuft.

 

Die Stellen im Buch, welche sexuelle Handlungen beschrieben, waren für mich die härteste Kost. Es fehlten mir die Worte und immer wieder führte ich mir dieses Szenario vor Augen. Wie oft passiert sowas in der realen Welt?

Wie viele Lehrer nutzen ihre Rolle aus?

Wie viele Schüler oder Schülerinnen geraten in diesen Sog?

 

Den Charakter Vanessa begleitet man als Leser nach den Vorfällen aus dem Jahr 2000 auf einer anderen Schule. Und die Geschehnisse dort, ließen mich ebenso sprachlos zurück. Sowohl hier, als auch im Jahr 2017 spürt man Vanessas Leere.

Ihre Unentschlossenheit und ja, ihren Realitätsverlust.

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Ich weiß bis jetzt nicht, ob es an der Thematik oder am Schreibstil lag, aber bei mir wollte kein richtiger Lesefluss eintreten. Das Abtauchen in diese Geschichte empfand ich für mich als sehr stockend.

 

Mein Fazit

Ein Thema, welches wohl jedem Leser zusetzt und zum Nachdenken anregt.

Und darum empfinde ich dieses Werk als wichtiges Buch.

Ein Buch, welches dem Leser die Augen öffnet, wie schnell solche Situationen entstehen können und welchen Rattenschwanz es mit sich zieht.

Berührend, aber vor allem unheimlich schockierend.