Rezension

Ein Buch über eine Leidenschaft

Bibliothek der Träume - Lynn Austin

Bibliothek der Träume
von Lynn Austin

Bewertet mit 5 Sternen

Alice Ripley liebt Bücher und lebt in Ihnen. Als Bibliothekarin geht sie jeden Tag gerne zur Arbeit und steckt ihre Nase immer wieder in Bücher hinein. Als sie bei einer Beerdigung liest, ist ihr Freund so erbost, dass er sich trennt. Wenig später verliert Alice auch noch ihre Arbeit und finden sich in einem schwarzen Loch wieder. Sie denkt, es sei eine gute Idee nach Acorn zu fahren und dort persönlich Bücher vorbei zu bringen. Aber was sie dort erwartet, hat noch keine ihrer Protagonisten in ihren Bücher erlebt….

Lynn Austin war mir noch kein Begriff, aber da es sich um eine Bibliothekarin handelte, die hier die Hauptperson war, musste das Buch gelesen werden.

Die Protagonisten: 

Alice ist ein naives, kleines Mädchen, das meint, das Leben und die Liebe zu kennen. Ihre Freundin ist ihr eigentlich reichlich egal, kochen kann sie auch nicht und kranke Mitmenschen pflegen, so wie ihr Vater? Das ist auch nicht ihre Absicht. Erst bin ich skeptisch, wo mich dieses junge Ding hinbringen will. Ihr ewiges Nörgeln, ihre naiven Fragen, dass alles ist mir am Anfang zu viel. Aber komischerweise schafft sie es mit ihren Sätzen über Bücher, Protagonisten und die Leidenschaft am Lesen mich bei der Stange zu halten. Was kann einen Leser mehr mit einer Figur verbinden als die gemeinsame Liebe zum Buch?

Ich bin überrascht, dass es später Personen gibt, die viel besser beschrieben werden, als anfänglich die Familie von Alice oder ihre Freundin. Sehr detailliert werden die Bücherbotinnen beschrieben, bekommen eigene Charakterzüge und spiegeln perfekt die Zeit um 1936 in Kentucky wieder. Zwar kenne ich mich nicht so genau aus, aber es ist lebendig und fremdartig, einschüchternd gegenüber Fremden und einzigartig.

Sehr gut gefallen, haben mir der Mutterersatz für Alice, die eine Art  Heilerin, alte Frau ist, aber gleichzeitig weiß, dass es Methoden gibt, um Alice Feuer unterm Hintern zu machen. Dass diese außergewöhnlich sind, kann ich euch versprechen. Ein männlicher Part darf auch nicht fehlen und er ist am Anfang sehr mysteriös, eigenwillig, aber zum Teil auch liebenswert. An einigen Stellen hat mich doch die Tiefe der Figuren überrascht.

Die Kulisse: 

Wie schön erwähnt, spielt der Roman in Kentucky um 1936. Wenig Strom, bäuerliches Leben, Bücherboten und das Schießen von Raubkatzen, lassen die Kulisse sehr authentisch wirken. Außerdem bekommt der Leser einen kleinen, aber nicht zu trockenen Einblick in die Wirtschaftskrise um diese Zeit und das Bilden von Gewerkschaften.

Die Handlung: 

Natürlich ist Alice nicht allein und es geht auch teilweise darum: Bekommt sie einen Mann oder keinen? Und an manchen Stellen ist der Roman sehr vorhersehbar und kann sagen: “Das wird passieren!” Aber die Geschichte macht es durch ihren Charme wieder wett! Es gibt keine Nebenhandlungen, sodass es sich wirklich nur um den Weg von Alice handelt, ihr Erwachsenwerden und ihre Gefühle, die eine wichtige Rolle spiele.

Was mich ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass die Autorin viel über den Glauben reden. Gott ist ein Thema, das nicht nur Alice beschäftigt, sondern auch oft von anderen Protagonisten aufgegriffen wird. Es geht um das Schicksal und Gott, der eingreift. Natürlich hat auch dieses Thema seine Berechtigung, aber im Endeffekt habe ich kurz darüber gelesen und es abgeharkt.

Die Gestaltung:

Wenn ich ehrlich bin, schreckt mich das Cover jetzt noch ab, da es für mich eine andere Geschichte transportiert. Meine Alice und die Alice der Autorin sehen ganz anders aus, sind hier viel zu brav und reich dargestellt. Außerdem passt der Hintergrund einfach nicht. Meine Alice sitzt auf einem Pferd!

Die Bewertung: 

Trotz der kleinen Mängel von Cover  und Gott als Thema bin ich glücklich dieses Buch gelesen zu haben. Und so vergebe ich 5 Bücherpunkte für eine liebevolle Geschichte.