Rezension

Ein Buch, um den Killer zu schnappen.

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Zu schreiben, dass die Bestsellerautorin Linda Conrads zurückgezogen lebt, wäre untertrieben. Denn seit vor 11 Jahren ihre Schwester ermordet wurde, hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen. Linda schreibt Liebesromane und hat sich ihr Leben in ihrem netten Gefängnis mit ihrem Hund und einer Haushaltshilfe so nett wie möglich eingerichtet. Bis sie dann eines Tages im Fernsehen den Mann sieht, der ihre Schwester ermordet hat. Denn in der Tatnacht hatte sie den Mörder direkt nach dem Mord in der Wohnung der Schwester überrascht und das Gesicht natürlich nie vergessen.

Nach dem großen Schock macht sie sich nun daran, eine gut durchdachte und für sie sichere Falle zu stellen. Und der Köder ist sie selbst. Denn sie beschließt, ein Buch über den Mord zu schreiben, damit sie den Täter überführen kann. Ob alles genau so klappt wie geplant, ob der Mann wirklich der Mörder ist, ob ihre Erinnerung an die Tatnacht sie in die Irre führt und ob sie vielleicht doch ihr Haus verlassen muss, dass verrät das Buch und wird hier selbstverständlich nicht gespoilert!

 

Stil, Machart, Meinung

Melanie Raabe schreibt zwar fluffig, lässt aber auch viele Details einfließen. Regelmäßige Leser meines Blogs wissen sicherlich, dass ich kein großer Fan von Gelaber und gewollt kunstvollen und literarisch anspruchsvollem Schreibstil bin (man siehe nur eine der letzten Rezensionen: Friedrich Ani – der namenlose Tag). Dieser Schreibstil hier ist zwar ausführlich, stört mich aber nicht. Denn auch die Sätze, die nicht zwingend die Handlung vorantreiben, haben das gewisse Etwas. Ich mag die Schreibweise, denn sie ist frisch, schön und interessant.

Neben der Schreibweise ist für diese Geschichte wichtig, wie die Autorin auch den Leser in die Falle lockt und so Fragen aufwirft, die nach und nach beantwortet werden. Es ist nicht so, dass man jetzt vor Spannung umkommt oder dass die Welt untergeht, wenn der Killer nicht schnellstmöglich gefasst wird. Aber mit der intensiven Perspektive der Hauptdarstellerin wird der Plan zur Überführung des Mörders natürlich wichtig, und es wird psychologisch auch wirklich interessant und spannend.

Erwähnenswert ist auch, dass es in diesem Buch ein „Buch im Buch“ gibt. Denn die Hauptperson ist ja Autorin und versucht, den Killer mit ihrem neusten Buch in die Falle zu locken. Dafür schreibt sie „mal eben“ ein Buch und schildert darin den Mord, beschreibt ihre Schwester und man erfährt auch, wie sie selbst versuchte zu ermitteln und dann in ihrem Haus endete und nie mehr rauskam. Das Buch im Buch ist nicht komplett im Buch, sondern nur wichtige Ausschnitte.

Mir stellt sich die Frage, in welches Genre man diese Geschichte einordnen kann. Merkwürdigerweise steht auf dem Cover der gebundenen Ausgabe (s. hier) Roman, auf meiner Taschenbuchausgabe (s. Foto oben) jedoch Thriller. Was davon eher zutrifft, vermag ich nicht zu sagen. Für einen Roman geht es zu sehr in Richtung Krimi und Thriller. Ein Krimi hat für mich vor allem das Hauptthema „wer ist denn nun der Täter?“ und ein Thriller eher „wir jagen den Täter und es ist ein Wettlauf mit der Zeit“. Da mir die Unterscheidung sehr oft schwer fällt, einfach weil sie für mich auch sehr oft verwischt, möchte ich mich hier nicht festlegen. Es ist zunächst einmal ein Roman, indem eine Autorin ein Buch schreibt und ihre Erinnerung verarbeitet, von der sie sich auch nicht so 100%ig sicher ist. Dann wird es aber auch etwas Krimi und etwas Thriller, denn die Frage nach dem Mörder steht ebenso im Vordergrund wie das Katz- und Maus- Spiel. Wenn Thriller auf dem Buch steht, würde ich allerdings sagen, dass „Psychothriller“ es doch eher trifft. Mir ist es im Endeffekt egal, denn ich mag die Geschichte und ihre vielschichtigen Komponenten – auch ohne einen exakten Stempel aufdrücken zu können (und zu wollen).

..hier habe ich etwas gekürzt, ich würd mich riesig freuen wenn ihr auf meinem Blog auch einmal vorbeischaut.. www.dietipperin.wordpress.com

Fazit

Dieser Thriller kommt mit einem minimalistischen Setting aus und lässt besonders der Hauptperson und der Falle für den Mörder ihrer Schwester sehr viel Raum. Die Schreibe ist etwas ausschweifend aber sehr schön, es gibt Überraschungen, Wendungen und ich wollte zu jeder Zeit wissen, was denn da nun los ist. Ich vergebe sehr gute 4 von 5 Sternen und kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.