Rezension

Ein Buch, was mein Herz definitiv nicht erreicht hat.

Das Mädchen mit dem Haifischherz - Jenni Fagan

Das Mädchen mit dem Haifischherz
von Jenni Fagan

Bewertet mit 2 Sternen

Anais ist ein schwieriger Fall. Während mancher Jugendlicher in ihrem Alter maximal zu spät nach Hause kommt, hat Anais bis jetzt beinahe ausschließlich die dunklen Seiten des Lebens kennen gelernt. Nun wird sie verdächtigt eine Polizistin ins Koma geprügelt zu haben und kommt ins berüchtigte Panoptikum – eine Besserungsanstalt, die ihre letzte Station vor einer geschlossenen Einrichtung sein könnte. Selbstverständlich wird das Leben nun nicht einfacher und so stellt sich die Frage, ob Anais jemals aus dem Sumpf voller Anschuldigungen und Straftaten herauskommt.

Vorweg möchte ich gleich mal loswerden, dass dieses Buch keine leichte Kost ist. Hier werden menschliche Abgründe und Verzweiflungstaten dargestellt und gerne auch mit deftigem Wortlaut untermalt.

Anais selbst ist 15 und hat schon alles an Drogen genommen hat, was die Welt zu bieten hat. Kein Wunder denkt man so manches Mal, wenn sich Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit in den Vordergrund drängen. Mit der Zeit erfährt man so Anais` Lebensgeschichte und die ist definitiv schockierend und traurig.
Doch sie ist schließlich nicht allein im Panoptikum. Dieses bietet noch einigen anderen Jugendlichen ein ‚Zuhause‘ – allesamt mit einer aufwühlenden Vergangenheit. Dazu kommen noch die Betreuer, wobei nur ‚Angus‘ eine größere Rolle spielen wird.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Viele kurze Sätze und Gedankensprünge machen das Lesen anstrengend. So kann man anfangs schwer unterscheiden, was nun Realität und was Fantasie ist.
Ich hatte zudem des Öfteren das Gefühl lediglich Zuschauer eines ständigen Drogen-Trips zu sein. Philosophische Überlegungen wechseln ab mit hochgradiger Paranoia und auch die Tatsache, dass Anais sich vermutlich immer wieder in eine Traumwelt flüchtet, macht das nicht ansprechender.

Bei der derben Wortwahl stellt sich mir auch die Frage, ob man Anais` Leben und ihre schwere Kindheit nur in dieser Art und Weise für den Leser transportieren kann? Ich denke das nämlich nicht. Es ist ja nicht so, dass mein Entsetzen proportional zur Anzahl der Schimpfwörter steigt (oder gar meine Anteilnahme).

So gab es Nebencharaktere mit denen ich mehr gelitten habe, als mit Anais selbst. Sie war für mich kaum greifbar, manche Handlungen nicht nachvollziehbar und so konnte ich auch keinen Zugang zu ihr finden. So erwarte ich doch auch eine Weiterentwicklung von einem Charakter und eine gewisse Selbstreflektion, was mir bei Anais fast vollkommen gefehlt hat.

Lediglich mein Interesse am Ende der Geschichte konnte mich zum Weiterlesen bringen. Ich wollte wirklich wissen, worauf das Ganze eigentlich hinausläuft. Leider fand ich das Ende auch keineswegs berauschend.

Schade um die gute Idee, aber das Buch konnte mich nicht überzeugen.