Rezension

Ein Buch wie ein Fiebertraum, für philosophische Geister gut geeignet

Thaddeus und der Februar
von Shane Jones

Bewertet mit 3 Sternen

Von Shane Jones stammt das Buch „Thaddeus und der Februar“ (Light Boxes). Ich hatte das Buch von einer Freundin mit den Worten „da hast Du mal was schräges“ zu Weihnachten bekommen. Schräg ist es allemal. Jones, der vor diesem Buch Kurzgeschichten und Gedichte veröffentlicht hat, viel mit diesem Werk anderen Stars auf, zum Beispiel Spike Jonze, der die Filmrechte kaufte. Allerdings wurde es bisher nicht umgesetzt.

 

Auf jeden Fall ist die Aufmachung des Buches mit seinen Zeichnungen von Ria Brodell, den verschiedenen Schriftgrößen und Typen, der Seitengestaltung, mehr als einen Blick wert. Beim Eichborn Verlag ist es bereits ausgelistet beziehungsweise auf deren Seite nicht mehr zu finden; kein Wunder, bei der Masse an guten Nachfolgebüchern anderer Schriftsteller.

 

Der Inhalt nun erzählt vom Krieg eines kleinen Dorfes gegen den Februar. Der ist und bleibt kalt, lässt erst gar keinen anderen Monat zu, lässt es unablässig schneien. Kinder verschwinden, Erwachsene aber auch. Thaddeus, unser Held, verliert seine Tochter, seine Frau, seinen Glauben. Er und Mitstreiter aus dem Dorf wollen unter allen Umständen, dass das ein Ende hat. Denn er kann nicht mehr seine geliebten Papierballons steigen lassen. Keine Blumen, keine Bäume haben eine Chance der kalten Erde zu erwachsen.

 

Kinder versuchen einen eigenen Weg den Krieg gegen den Februar aufrechtzuerhalten, die Erwachsenen verzweifeln immer mehr. Realität und Trugbilder wechseln sich ab. Es scheint, als bestehe die Welt nur aus diesem Dorf, Grenzen werden nicht überschritten, keine Hilfe von außen dazugerufen.

 

Jones lässt anhand manchmal nur eines Wortes, eines Satzes auf einer Seite die schwerwiegenden Probleme der Dorfbewohner mehr Gewicht geben. Und wir können dem Februar und seiner Frau sogar folgen, wie er dem Krieg neue Nahrung gibt und sie ihn einfach nicht daran hindern kann. Dabei offenbaren die zum Teil wie Fieberträume verfassten Sätze eine Brutalität, die mich schreiben lassen: Vorsicht, nichts für sensible Menschen.

 

Ich kann nicht sagen, ob es ein Märchen, ein Roman, Sci Fi oder etwas völlig anderes ist. Die Hilflosigkeit der Menschen des Dorfes, die Überwindung des Februars, erinnert mich auf jeden Fall an die Situation, in der wir uns gerade befinden. Hilflos ausgeliefert einem Virus, das uns diktiert, wie wir leben müssen, uns verhalten müssen, um am Leben zu bleiben.

 

Weniges erfährt man bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Shane_Jones_%28Autor%29 aber Shane Jones ist auch auf Twitter: https://twitter.com/hiShaneJones