Rezension

ein Buch wie eine warme Decke

Wir nannten es Freiheit - Silke Schütze

Wir nannten es Freiheit
von Silke Schütze

Bewertet mit 5 Sternen

~~Der erste Weltkrieg ist bereits im zweiten Jahr. Immer mehr Männer werden eingezogen und hinterlassen große Lücken in ihren Familien aber auch in der Arbeitswelt. In der Mädchenschule sind bis auf den wehruntauglichen Rektor die Lehrer alle an der Front und dadurch werden junge Lehrerinnen wie Lene dringend gebraucht. Umso widersinniger erscheint das Zölibatsgesetz, welches verheirateten Frauen den Lehrberuf verwehrt.

Lene liebt ihren Beruf. Sie möchte den Mädchen das bestmögliche Rüstzeug auf dem Lebensweg mitgeben und ihr Gehalt ist auch dringend nötig, da die Mutter mit ihrem Verdienst als Wäscherin die Mietwohnung und den Unterhalt alleine gar nicht würde bezahlen können. Die junge Frau verliebt sich in Paul, der überraschend als Soldat ins französische Verdun geschickt wird und ihr noch schnell einen Heiratsantrag macht, den sie überglücklich annimmt. Während der Verlobte irgendwo in den Schützengräben liegt, überlegt Lene, was werden soll, wenn Paul zurückkehrt und sie wirklich heiratet. Die Vorstellung, dann nicht mehr Lehrerin sein zu dürfen, behagt ihr ganz und gar nicht und mit ihren Kolleginnen beschließt sie schließlich, dem Oberbürgermeister der Stadt Schwerin einen Brief zu schreiben und diese gesetzliche Regelung neu zu überdenken.

 

Es war mein erstes Buch von Silke Schütze. Und ich war von der ersten Seite an begeistert. Lene ist eine liebenswerte, kluge und aufmerksame junge Frau und ihr Engagement als Lehrerin aber auch ihr Mut als Mensch nehmen schnell für sie ein. Glaubhaft und facettenreich wird die damalige Zeit geschildert und das Ensemble rund um die Hauptdarstellerin ist interessant und gibt einen hervorragenden Einblick in die Gesellschaft und die Stimmung damals. Neben dem hervorgehobenen Thema von Gleichberechtigung und beginnender Emanzipation bekommt auch der Krieg und vor allem die Kriegstraumata der heimkehrenden Soldaten Raum und Aufmerksamkeit.

Silke Schütze erzählt auf eine sehr warme und einfühlsame Art ohne je ins Seichtre oder Kitschige abzurutschen. GErade die Liebesszenen sind trotz aller Gefühle sehr wahrhaftig und wunderschön. Trotz der Kriegszeiten und der damit verbundenen schweren Untertöne kommen aber auch Humor und die Lebensfreude nicht zu kurz. Gibt es nicht den Spruch: Ein Buch wie eine warme Decke? Genau so ist diese Geschichte und ich bin damit zum absoluten Fan dieser Autorin geworden und werde mir jetzt nach und nach alle anderen Bücher von ihr zulegen. Ich fände es außerdem toll, wenn im Lene-Universum vielleicht noch wietere Bücher folgen würden.